Humorvoller Abenteuer-Spielplatz

Wo immer Carl Millöckers "Bettelstudent" auf den Spielplänen steht, ist der Publikumserfolg sicher. Klaus-Dieter Köhler, Spezialist für turbulente Komödien, inszeniert die Klamotte um Dünkel, Geld und Gaunerei in Trier neu. Am Sonntag ist Premiere.

 Verarmter Adel auf der händeringenden Suche nach einer standesgemäßen, finanzkräftigen Partie: Bettelstudent-Probenszene mit (von links) Adreana Kraschewsky, Eva-Maria Günschmann, Evelyn Czesla und Hans-Peter Leu. TV-Foto: Friedemann Vetter

Verarmter Adel auf der händeringenden Suche nach einer standesgemäßen, finanzkräftigen Partie: Bettelstudent-Probenszene mit (von links) Adreana Kraschewsky, Eva-Maria Günschmann, Evelyn Czesla und Hans-Peter Leu. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Normalerweise geht es wohl etwas gemächlicher zu, wenn die Winzerkapelle Ober emmel auf einem Festplatz einmarschiert. Aber diesmal sausen die Musiker im Affenzahn über die Bühne, pardon: den Marktplatz von Krakau, wo sie zur Verlobung des vermeintlichen Fürsten - in Wirklichkeit aber bettelarmen Studenten - Symon mit der gleichfalls verarmten, aber immerhin hochadligen Laura aufspielen. Die Operetten-Kapelle von einer echten Kapelle spielen zu lassen, ist ein typischer Gag von Regisseur KD Köhler. Und den Oberemmelern macht es Riesen-Spaß, mit den Theater-Profis zusammenzuarbeiten. Auch wenn es harte Arbeit ist, den Rhythmus auf der Bühne mit dem flotten Tempo von Dirigent Christoph Jung im Orchestergraben unter einen Hut zu bringen. Wie viele ihrer Kollegen hat Ingrid Müller schon bei Dür renmatts "Alter Dame" Theaterluft geschnuppert. "Ein bisschen Lampenfieber gehört dazu", sagt sie. Gerd Schmitt freut sich, "dass wir diesmal sogar richtig aufwendige alt-preußische Kostüme kriegen". Obwohl das den Probentermin-Stress noch vergrößert. "Ausgerechnet im Karneval", stöhnt Hermann-Josef Benzkirch, "da müssen wir die Kapelle wegen der vielen Termine sogar teilen". Bei fast 60 Aktiven kann man es sich aber auch leisten. Und beim Theater abzusagen, kam gar nicht in Frage: "Es ist toll, und es bringt was in die Kasse", sagt Benzkirch, der in dem Konzer Stadtteil auch als Ortsvorsteher amtiert. Regisseur Köhler ist mit dem Eifer der Truppe jedenfalls zufrieden. Und auch sonst läuft es gut auf seinem "humorvollen Abenteuer-Spielplatz", als den er den "Bettelstudenten" einstuft. Der ehemalige Trierer Schauspielchef hat diese Produktion bereits erfolgreich in Krefeld auf die Bühne gebracht, aber nun wird sie für Trier komplett neu aufbereitet. Seine Linie ist dabei ähnlich wie bei der gefeierten "Nacht in Venedig" in der letzten Spielzeit: Historisches Ambiente, witzige neuzeitliche Zitate, reichlich Comedy und eine Prise Ironie. In der Lagunenstadt entfachte er ein Feuerwerk aus Film- und Literaturanspielungen, bei Millöckers preußisch-polnischer Scharade wildert er im Comic-Land zwischen Asterix & Obelix und Tim & Struppi.Dabei hilft ihm das nahezu komplette, vom Schauspieler Hans-Peter Leu verstärkte Trier er Sänger-Ensemble. Nur die Titelrolle übernimmt mit dem Tenor Michael Putsch ein Gast. Adreana Kraschewsky präsentiert mit der Laura ihre erste große Rolle in Trier, Thomas Schobert mit dem Oberst Ollendorf leider schon seine letzte. Der enorm talentierte junge Bass verlässt das Haus nach nur zwei Spielzeiten zum Ende der Saison. Mit dem aufgeblasenen Kommisskopp Ollendorf, der die Damenwelt doch nur auf die Schulter zu küssen pflegt, kann er noch einmal richtig aus dem Vollen schöpfen. Mit Peter Koppelmann, Eric Rieger, Eva-Maria Günschmann und Evelyn Czesla ist die Solistenrunde noch längst nicht komplett. Denn etliche Chorsänger übernehmen diesmal Solo-Aufgaben. Premiere am Sonntag, 13. Januar, 19 Uhr. Karten: 0651/7181818. Weitere Termine: 15., 18., 25. Januar, 1., 3. 17. Februar.

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