Husch, husch, ins Wäldchen

Obgleich wohl keiner der 16 Musiker und zwei Sänger, die unter dem Namen Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten durch die Lande reisen, mehr böhmische Wurzeln hat - im Herzen sind sie alle Egerländer. Davon überzeugen sie zumindest die 550 Gäste in der Trierer Europahalle.

 Ob Tenorhorn, Posaune oder Marching Bone: Ernst Hutter ist ein würdiger Nachfolger für Orchester-Gründer Ernst Mosch. TV-Foto: Cordula Fischer

Ob Tenorhorn, Posaune oder Marching Bone: Ernst Hutter ist ein würdiger Nachfolger für Orchester-Gründer Ernst Mosch. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. (cofi) Gepflegte Samstagabendunterhaltung, heile Welt: Die vermag die volkstümliche Blasmusik für drei Stunden zu schaffen, obwohl es auch eine hochpolitische Veranstaltung ist. Sind doch der Ursprung der Egerländer Musikanten, ihre Tracht mit den schwarzen Kniebundhosen, weißen geklöppelten Kniestrümpfen, braunen, rot paspelierten Jacken und Leder-Hosenträgern mit Brustlatz und Titel sowie Inhalt einiger Lieder getragen vom Heimweh nach der Heimat, nach Egerland und Böhmerwald, aus der Tausende nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden. Husch, husch ins Wäldchen - die Marschrichtung scheint klar. Aber hier wird keine Politik gemacht, hier geht es auch keineswegs reaktionär zu. Das macht das Motto, unter dem die Nachfolger-Combo von Gruppen-Gründer Ernst Mosch zehn Jahre nach dessen Tod auf Tour ist, deutlich: "Ohne Grenzen" heißt es, und die Grenzen blasen die 16 Musiker und zwei Sänger (Katharina Praher, Nick Loris) unter Leitung von Ernst Hutter (Tenorhorn, Posaune, Marching Bone) einfach weg - aus dem Weg, aus den Köpfen. Und dabei ist es eher fast unspektakulär, was die Blasmusiker zu bieten haben - keine Lichtspielereien, keine große Show und keine Knalleffekte - abgesehen von Schlagzeuger Holger Müller, der eine humoreske Solo-Performance und dann noch die "Löffelpolka" abliefert. Es ist aber ehrliche, handgemachte Musik. Und es ist der Blick über den Tellerrand musikalischen Einheitsbreis, der auch Volksmusik-Muffel überzeugt, dass da doch mehr als nur ein Quäntchen Qualität die Basis ist. Natürlich sind es die Ernst-Mosch-Klassiker, die ins Herz gehen. Es sind aber auch Ausflüge in Jazz, Swing und Klassik, die die 16 Posaunisten, Trompeter, Klarinettisten, Hornisten, Tubaspieler und Schlagzeuger als Könner an ihren Instrumenten präsentieren. Denn wenn sie ihre Tracht ablegen, nicht mehr Marsch, Polka und Walzer blasen, spielen sie in Polizei- und philharmonischen Orchestern oder dem der Bundeswehr. Aber in ihren Herzen sind sie Egerländer, oder um es mit einem Ernst-Mosch-Titel zu sagen: "Wir sind Kinder von der Eger." Dazu machen die Original Egerländer Musikanten jeden im Saal, und das scheint das Geheimnis ihres Erfolgs zu sein.

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