Ibiza Clubbing

TRIER. Vier Auftritte in Deutschland gibt der New Yorker Deejay Roger Sanchez in diesem Jahr. Neben Berlin, Köln und Hannover ist Trier darunter. In der Hindenburgstraße baute er House aus heftigem Klang und wuchtigen Räumen.

Keine großen Gesten, keine Wichtigtuerei: Star-DJ Roger Sanchez ist ein netter Mensch. Daran hat auch sein kürzlicher Grammy-Gewinn nichts geändert. In Trier spaziert er fröhlich früh abends durch die Hotellobby, kommt zur Tür herein und erkennt hinter der Fensterscheibe die Porta Nigra. "Das ist also das älteste Tor Deutschlands", meint der Mann, der in Amerika und Eu- ropa eine Szene-Größe ist. Viel mehr wird er nicht von der Moselstadt gesehen haben. Sanchez ist auf Europatournee durch vier deutsche Städte. Eine davon ist Trier. Ort: das "Forum-Nuovo".Hier schaut er lässig aus, ohne aufgebauscht zu wirken: Rasant geschliffene Gläser, der akkurat rasierte Backenbart, die lässige Baskenmütze. Ein echter New Yorker, der in Manhattan Architektur studierte, bevor er Clubbing und Club-Kultur mit seinen DJ-Experimenten neu erfand. Seine Wurzeln will er nicht verleugnen. Salsa, Disco und Hip Hop prägten seine Jugend, Blues und Rock kamen dazu und heute stellt er fest: "Alles ist auf seine Art perfekt für eine gute Party."Die Forum-Diskothek ist anständig gefüllt. Auf der Tanzfläche toben die Gäste, jubeln und frohlocken, als Sanchez die Plattenteller übernimmt. Die Bassdrum pumpt House-Musik. Bläser tönen zwischendurch, Saxophone, Trompeten. Lateinamerikanisch klingt der Sound zwischen den Takten, aus den Rillen schallt Ibiza-Gesang: "Hey DJ, can u hear me?" Die Rhythmen werden härter, knallen später aus den Boxen. Sanchez mixt immer wieder Stimmen unter die Schläge, lässt sie hallen, reicht Echo nach. Einen zweiten Stimm-Satz blendet er darunter. Fortwährend wummert der Bass. Ein Schmelztiegel mit Klängen ganz unterschiedlicher Stile, den Roger Sanchez da zusammenkippt. Latino- Elemente fallen besonders auf, Elektro ist mitunter dabei.Professionell, freundlich und cool

Am nächsten Morgen fliegt er nach Hannover, um Produzent Mousse T zu treffen. Im Herforder Club "Go Parc" legt er dann nächtens die Platten an die Nadeln. Im Juli wird Sanchez im legendären Kölner "Tiefenrausch" zum Tanz einladen und schließlich die Abschluss-Party der Berliner Love Parade begleiten. Für seine Version des "No Doubt"-Songs "Hella Good" belohnte ihn das Grammy-Komitee für das "Best Remixed Recording". Sanchez arbeitete bereits mit bekannten Künstlern wie Michael Jackson, Janet Jackson, "The Police" oder "Daft Punk" zusammen.Auf dem Deejay-Turm im ehemaligen Trierer Franzosenkino schraubt er zum Teil heftig an den Knöpfen der Plattenteller. Stets ist er darum bemüht, die Stimmung zu halten, die Atmosphäre jedoch zu wandeln. Recht häufig wird er währenddessen angesprochen. Gerne signiert er Autogrammkarten, antwortet freundlich, schüttelt Hände, klopft auf Schultern. Roger Sanchez - ein Star zum Anfassen, professionell, freundlich und trotzdem cool.

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