"Ich bin eine Frohnatur"

TRIER. Über drei Dutzend Stücke inszenierte Klaus-Dieter Köhler am Theater Trier. Im Sommer verlässt der gebürtige Kölner nach neun Jahren als Chefdramaturg und Oberspielleiter des Schauspiels das Haus.

Morgen, 14. Februar, hat Ihre vorerst letzte Komödie in Trier Premiere, "Die Komödie im Dunkeln". Ist Ihnen so kurz vor dem Abschied noch zum Lachen zumute?Köhler: Auf jeden Fall. Ich habe aber mit dem "Götz von Berlichingen" auch noch ein trauriges Stück vor mir. Ich bin sicher traurig, wenn ich Trier verlasse, denn ich finde es gut hier. Das wird nach neun Jahren sicherlich ein komisches Gefühl sein.Sie haben eine Affinität zu Komödien. Liegt das an ihrer rheinischen Mentalität?Köhler: Das hat vielleicht etwas damit zu tun. Ich bin eine Frohnatur. Aber ich habe auch in Trier eine ganze Menge tragischer und ernster Stücke inszeniert. Die Komödie ist keine leichte Aufgabe, aber eine die mir liegt. Es ist schwieriger, die Leute zum Lachen als zum Weinen zu bringen. Die Komödie hat ihre eigenen Gesetze. Sie verlangt eine gewisse Leichtigkeit und trotzdem sehr große Genauigkeit. Du musst versuchen, ernsthaft Komödie zu spielen, damit die Zuschauer dabei lachen können.Gibt es ein Stück, das Sie unbedingt inszenieren möchten? Köhler: Ich habe hier eine Menge verwirklichen können, aber ich habe natürlich Träume. Ich würde gerne mal Tschechows "Drei Schwestern" inszenieren. Und ich würde gerne mehr Operette machen. In Memmingen inszeniere ich im Mai den "Vetter aus Dingsda". Darauf freue ich mich sehr, ich mag die Operette sehr gerne.Sie stehen auch selbst gerne auf der Bühne. Warum sind Sie Regisseur und nicht Schauspieler geworden?Köhler: Ich glaube, es hat zum Schauspieler letzendlich nicht gereicht. Ich beneide meine Schauspieler sehr, dass sie diesen schönen Beruf ausüben dürfen.Sie haben also großen Respekt vor Ihren Schauspielern?Köhler: Ja, und ich glaube, sie wissen es umgekehrt zu schätzen, dass ich Respekt vor ihnen und ihrer Arbeit habe. Es ist für einen Regisseur nicht schlecht, wenn er ab und zu auf der Bühne steht. Ich habe im "Hamlet" als Totengräber ganz schön geschwitzt. Es ist eine tolle Erfahrung, die Nervosität vor dem Auftritt zu spüren und sie in die Regiearbeit mitzunehmen.Wie ist die Zusammenarbeit mit Ihrem Intendanten Heinz Lukas-Kindermann? Köhler: Gut, sonst wäre ich nicht neun Jahre hier am Theater. Die Zusammenarbeit war auch deshalb gut, weil er mir im Schauspiel viele Freiheiten gelassen hat. Er hat sich mehr auf die Oper konzentriert.Was war Ihr persönlich größter Erfolg am Trierer Theater?Köhler: "Meisterklasse" war ein großer Erfolg. Ebenso die "Sommernachts-Sex-Komödie". Das muss jeder Zuschauer aber selbst beurteilen. Ich persönlich mochte das "Käthchen von Heilbronn" und "Maria Stuart" sehr gerne. Man hat aber alle Stücke, die man gemacht hat, ein bisschen gerne.Sie haben den "Jugendclub" des Theaters gegründet. Wie geht es damit weiter?Köhler: Ich hoffe, dass der neue Intendant Gerhard Weber ihn weiter unterstützen wird. Der Jugendclub ist eine gute Sache, ganz gleich wer ihn gegründet hat oder wer gerade Intendant ist. Es ist wichtig, dass wir die jungen Leute ans Theater heran führen und nicht nur zu Musicals und Pop-Events. Mein Kollege Alexander Etzel-Ragusa hat ihn sehr gut weiter geführt, und ich denke, dass wir in diesen neun Jahren etwas erreicht haben.Gab es etwas, das Sie in Trier gestört hat?Köhler: Ich glaube, dass das Schauspiel in der Kindermann-Ära, also auch unter meiner Ära, gutes Schauspiel war. Wir haben oft durch Qualität geglänzt, aber weniger durch viel Brimborium drum herum. Ich bin kein Typ, der viel Wind um sich macht, und ich finde es schade, dass ab und zu gedacht wird: "Es ist nicht gut, wenn nicht jeden Tag etwas in der Presse steht." Es gab eine Menge Highlights hier. Ich denke an "Leonce und Lena", "Topdogs" und "Faust". Auch im Studio könnte ich einige Inszenierungen aufzählen, bei denen wir Super-Gäste hatten, sehr gute Bühnenbilder und das Ensemble gutes Theater gezeigt hat. Es wird manchmal gesagt: "Die Kindermann-Ära zeigte tolle Oper, aber das Schauspiel ist ein bisschen zu kurz gekommen." Ich bin enttäuscht, wenn Leute auf mich zukommen und sagen: "Es ist doch gut, dass das Schauspiel jetzt besser wird." Das Schauspiel ist bereits gut.Wie geht es beruflich weiter?Köhler: Ich habe einige - allerdings noch nicht konkrete - Angebote für Inszenierungen in der kommenden Spielzeit. Ich hoffe, dass sie zeitlich so liegen, dass ich alle wahrnehmen kann.Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Christian Jöricke.

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