"Ich fühle mich völlig positiv"

TRIER. Präsentiert vom Trierischen Volksfreund machen "Simple Minds" mit ihrer "Alive and Kicking Tour 2003" Station in Trier. Sänger und Kopf der Kultband ist seit mehr als zwei Jahrzehnten Jim Kerr. In dieser Zeit hat er Höhen und Tiefen erlebt - kein Wunder dass er heute seine Karriere mit einer Achterbahn-Fahrt vergleicht.

"Simple Minds" existieren seit 26 Jahren. Fühlen Sie sich da nicht ein wenig nostalgisch? Kerr: Keiner kann bezweifeln, dass 26 Jahre eine wirklich lange Zeit sind. Wenn man darauf zurück schaut, dann würde der ein oder andere sicherlich no-stalgisch werden. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass es bereits so viele Jahre sind. Das ist im Grunde unfassbar. Die Zeit vergeht eigentlich viel zu schnell, und deshalb möchte ich gar nicht so häufig zurückblicken. Ich bin ein Mensch, der den Augenblick genießt. Ich freue mich über den Tag.Können Sie sich an bestimmte Ereignisse besonders gut erinnern? Zum Beispiel an ein tolles Konzert? Kerr: Da hat es viele besondere Auftritte von "Simple Minds" gegeben. Das ist natürlich auch sehr wichtig. Aber vor allem erinnere ich mich daran, als wir zum ersten Mal Nachricht von einer Plattenfirma erhalten hatten. Wir wurden in Glasgow aus London angerufen. Wir hatten damals noch nicht einmal einen Manager. Das war für uns: "Wow!" Außerdem ist es immer etwas Besonderes, wenn man seine eigene Musik zum ersten Mal im Radio hört und seinen Namen in der Presse liest. Solche Dinge werde ich ebenfalls nie vergessen.In der Vergangenheit haben sich "Simple Minds" in ihren Texten häufig mit politischen Themen wie Apartheid ausein-andergesetzt. Hat sich das bis heute verändert? Kerr: Die Themen wechseln häufiger bei einer Band, die schon so viele Lieder veröffentlicht hat. Man schreibt allerdings immer über sich selbst, über die Welt, über seine Träume. Hier gibt es nicht ein bestimmtes Thema. Als wir unser Album "Street fightingyears" herausbrachten, war der richtige Moment und die richtige Zeit, sich kritisch mit der Politik auseinander zu setzen. Deshalb haben wir das auch getan.Gibt es überhaupt noch neue Herausforderungen nach zwei erfolgreichen Jahrzehnten im Musikgeschäft? Kerr: Jedes Mal, wenn du auf der Bühne stehst, ist eine Herausforderung. Vielleicht hat man viel Renommee. Ändern tut das nichts. Auch wenn ich zu Hause sitze und einen neuen Song schreiben möchte - wenn dann das weiße Blatt Papier vor mir liegt, bedeutet das eine Herausforderung. Als Songwriter muss man stets von Neuem beginnen.Haben Sie sich denn mittlerweile andere Ansprüche an sich selbst? Kerr: Es gibt gute Zeiten - und schlechte. Heute fühle ich mich im Ganzen völlig positiv. Ich habe mehr Energie. Der Zugang zur eigenen Arbeit ist anders geworden. Eine lange Karriere gleicht öfters einer Achterbahnfahrt.Ende November geben die "Simple Minds" ein Konzert in Trier. Werden Sie "Don't you (forget about me)" spielen? Kerr: Sicherlich. Bei den Auftritten versuchen wir, die Lieder von "Simple Minds" sinnvoll zu präsentieren. Das heißt einen Querschnitt zu spielen von gestern bis heute. Also solche Stücke, die jedererwartet, und andere, die nicht jeder kennt.Würden Sie sagen: "Don't you (forget about me) ist das Markenzeichen der "Simple Minds"? Kerr: Es ist das Lied einer ganzen Generation. Es hat mittlerweile einen symbolischen Charakter.Wird das Publikum auf der aktuellen Tournee auch neue Songs hören? Kerr: Wir hatten in diesem Jahr das Gefühl, einige gute neue Songs zu schreiben. Ein oder zwei werden wir auch spielen. Live-Auftritte bieten eine gute Chance, mit neuen Stücken zu arbeiten, sie auszuprobieren. Nächstes Jahr soll es ein neues "Simple Minds"-Album geben. Zwischen den Auftritten in diesem Jahr haben wir uns häufig ins Studio zurückgezogen und uns auf diese Platte konzentriert. Das Ergebnis kommt wahrscheinlich 2004 in die Läden.Was ist mit dem Lied "Cynical Heart", das Sie mit "Jam and Spoon" produzieren? Kerr: Die Gruppe hatte zu mir Kontakt aufgenommen und mir ein Demo des Songs geschickt. Ich konnte mich damit identifizieren. "Jam and Spoon" gelten ja als Dance-Dj-Projekt. Der Song war jedoch Rock‘n'Roll. Das Lied hat mir gefallen. Genauso wichtig war es mir außerdem, dass ich die Mitglieder von "Jam and Spoon" als Menschen sehr schätze und mag. Ich respektiere sie, ihre Arbeit und ihre Vision.Werden Sie demnächst ein Konzert in Ihrer Wahl-Heimat Sizilien geben? Kerr: Das ist sehr wahrscheinlich. Denn dort lebe ich und fühle mich sehr wohl. Wiederum im nächsten Jahr werde ich ein Hotel, die "Villa Angela", eröffnen, um den Besuchern ein ähnliches glückliches Gefühl zu bieten, das ich auf dieser schönen Insel habe.Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Oliver Ruf. "Simple Minds" auf "Alive and Kicking Tour 2003” werden präsentiert vom Trierischen Volksfreund am 26. November in der Arena Trier. Einlass ab 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Karten unter der Ticket-Hotline 0651/7199-996 und in den TV- Presse-Centern in Bitburg, Trier und Wittlich.

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