"Ich habe immer alles ausprobiert"

KÖLN. Ein Fernsehklassiker feiert 30. Geburtstag: 1974 flimmerte die Mitmach-Sendung "Hobbythek" mit Jean Pütz zum ersten Mal über den Bildschirm. Seitdem präsentierte der Wissenschaftsjournalist in 300 Ausgaben unzählige Alltagstipps. Zwar hat er sich dieses Jahr vom Bildschirm abgemeldet, aber der WDR feiert das Jubiläum mit Wiederholungen von Highlights aus 30 Jahren "Hobbythek" montags am Vormittag und mittwochs gegen Mitternacht. Pütz erinnert sich im TV- Interview.

30 Jahre lang haben Sie den Zuschauern in der "Hobbythek" eindringlich gute Ratschläge ans Herz gelegt. Befolgen Sie all die Tipps eigentlich selber, waschen Ihre Wäsche beispielsweise mit dem "Hobbythek"-Waschmittelbaukasten? Pütz: Aber ja doch. Ich benutze zum Beispiel die Kosmetik und die "Frusips", das sind leckere Fruchtsirupkonzentrate. Außerdem habe ich für die "Hobbythek" eine Süßstoffmischung entwickelt, die ich stets verwende. Ich bin nämlich kein Asket, sondern ein Süßschnabel. Wenn ich Zucker statt Süßstoff nehmen würde, wäre ich wahrscheinlich schon eine dicke Tonne. Wie sind Sie denn immer auf die Ideen für die Sendung gekommen? Pütz: Ganz einfach: Ich habe immer alles ausprobiert, was mich interessiert hat, und wenn ich das überlebt habe, habe ich daraus eine Sendung gemacht. Und dass das alles immer sehr gesund war, merkt man mir ja wohl an. Ich bin geistig und körperlich noch fit und merke mein Alter kaum. Warum hören Sie dann überhaupt auf? Haben Sie nach 30 Jahren "Hobbythek" einfach genug? Pütz: Das auch. Ich bin jetzt 67 Jahre alt, und jedes Alter hat schließlich seine Zeit. Außerdem habe ich einen viereinhalbjährigen Sohn, und den möchte ich gerne aufwachsen sehen, statt immer weg von zu Hause zu sein. Aber ich habe natürlich beruflich noch einige Sachen vor. Als nächstes kommt zum Beispiel das "Goldene Hobbythek-Buch", in dem wir noch einmal alle Highlights aus der Geschichte der Sendung aufgreifen. Glauben Sie, dass Sie in all den Jahren mit der Sendung bei den Zuschauern etwas bewegt haben? Pütz: Ja, davon bin ich zu hundert Prozent überzeugt. Die "Hobbythek" war für mich immer ein Trojanisches Steckenpferd, um alle möglichen Themen unter die Leute zu bringen und ihnen Problemlösungen zu bieten. Ich wollte die Forschungsergebnisse der Wissenschaft den Menschen präsentieren. Die "Hobbythek" war aber stets nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam. Pütz: Mich wundert es immer, dass die Leute mich als so amüsant empfinden. Ich mache das alles ja nicht um des Spaßes willen, sondern um etwas zu vermitteln, und ich meine das durchaus ernst. Wenn ein Zuschauer ein Aha-Erlebnis hat und zum ersten Mal etwas begreift, dann ist das für ihn mindestens so gut wie plakative Fernsehunterhaltung. Trotzdem ist es Ihnen regelmäßig gelungen, auch sehr trockene Themen mit ansteckender Begeisterung zu präsentieren. Woher nehmen Sie diesen Elan? Pütz: Sie meinen, warum ich so eine rheinische Frohnatur bin? Nun, ich hatte im Krieg schreckliche Erlebnisse, die mich geprägt haben. Ich bin als Kind nach einem schlimmen Bombenangriff als einer von fünf Überlebenden aus dem Keller gekrochen. Jeder Tag ist seitdem für mich ein geschenkter Tag, und ich sage mir: Du hast so viel Glück gehabt im Leben, da musst du das Beste draus machen. Mit Jean Pütz sprach unsere Mitarbeiterin Cornelia Wystrichowski

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