Im Galopp durch die Strauß-Dynastie

Trier · Mit einer Strauß Gala präsentierten sich die österreichischen K&K Philharmoniker zu Gast in der Europahalle. Dem Publikum gefiel es.

 Kernig, mit Tiroler Akzent: Autodidakt und Gründer des Orchesters, Matthias Georg Kendlinger, führt im lockeren Plauderton durch das Konzert. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Kernig, mit Tiroler Akzent: Autodidakt und Gründer des Orchesters, Matthias Georg Kendlinger, führt im lockeren Plauderton durch das Konzert. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: (g_kultur

Trier. Ein bisschen war es wie ein vorgezogenes Neujahrskonzert. Nur, dass die Raketen erst mit den Zugaben zündeten. Beim finalen Radetzky Marsch kam der Saal so richtig in Stimmung und die Zuhörer standen (bildlich gesprochen) auf den Stühlen. Ein eher reifes Publikum war an diesem Abend in die zu zwei Drittel gefüllten Europahalle gekommen.
Zu Gast mit einer Strauß Gala waren dort die K&K Philharmoniker aus der einstigen Kaiserlich-Königlichen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, der das "K&K" im Namen des Klangkörpers geschuldet ist.
Am Pult stand wie eine moderne Ausgabe des Walzerkönigs, nur etwas kerniger und mit Tiroler Akzent, Matthias Georg Kendlinger, der Gründer des Orchesters. Der Autodidakt ist ein Mann mit vielen Talenten, der bereits mehrere Orchester und Chöre gegründet hat, selbst komponiert und selbstredend dirigiert. Im leichten Plauderton führte er die "lieben Trierer" durchs Programm, dessen Musik der Wiener Strauß Dynastie gewidmet war.
Gefühl von Hofreitschule


Mit "Jubel-Quadrille" und Sperl-Galopp, beide von Johann Strauß' Vater kam dann auch gleich ein Gefühl von Hofreitschule und österreichisch-monarchischer Vergangenheit auf. Recht handfest und eher bedächtig ging es im Walzer "Loreley-Rhein-Klänge" zu. "Wenn der Vater mit dem Sohne" dann wird es auch bei der Familie Strauß in der nächsten Generation flotter.
Sohn Johann Strauß brachte mit Reiter-Marsch und Polka die Musik auf Trab und im Walzer "Du und Du" nach Motiven aus der Operette "Die Fledermaus" kam dann endlich der berühmte Walzerkönig zu Wort. Bekanntlich hat Junior Strauß nicht nur Walzer, sondern auch Operetten und sogar sinfonische Werke geschrieben wie seine "Traumbilder" oder die Fantasie "Im russischen Dorfe" bei der russische Seele und bäuerliche Derbheit hörbar wurden. Recht steif geriert die Romanze Nr.2 des Walzerkönigs für Violoncello und Orchester.
Eine kesse Sohle legte schließlich Wahlberliner Johann Strauß III mit seiner Polka "Schlau-Schlau" aufs Parkett. Und natürlich durften auch die berühmten zwitschernden "Dorfschwalben aus Österreich" von Josef Strauß nicht fehlen.
Das Orchester hielt flott mit. Manchmal hätte man den Geigen etwas mehr Schmelz gewünscht. Und gelegentlich gab es auch ein paar kleine Ausrutscher, wie im richtigen Leben.
Sicher hätten ein paar Gesangseinlagen das Programm aufgelockert und belebt. Dem Publikum gefiel es jedenfalls. Seine "standing ovations" und den lange Applaus belohnten die K&K Philharmoniker mit großzügigen Zugaben. er

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