Im Kampf gegen den Schönheits-Zeitgeist

Trier · Angelika Beier ist mit ihrem Programm "Durchboxen statt Botoxen" in der Trierer Tufa zu Gast. 120 Besucher hören ihren feinen Humor.

Trier (chb) Im leuchtend roten Mantel, mit Boxhandschuhen und zur Music des Titels "Eye of the Tiger" aus dem Boxfilm "Rocky" kommt die Münchener Kabarettistin Angelika Beier auf die Bühne im großen Saal der Tufa. Sie hat ein neues Hobby entdeckt: das Boxen, und bereitet sich auf ihren ersten Kampf vor. Aus dem Fakt, dass das Leben ein Kampf mit dem Alter und dem Gewicht sein kann, hat sie die Erkenntnis gewonnen, dass "das Essen der Sex des Alters ist". Um das zu demonstrieren, wie die Lust in den Gaumen rutscht, bot sie eine heiße Essensperformance, bei der sie eine Menüfolge vortrug und sich dabei auf einem angedeuteten Küchentisch zur Musik von "Je t'aime" rekelte.
Wie verschiedene Charaktere mit dem Alter umgehen, zeigte die Kabarettistin, indem sie in unterschiedliche Rollen schlüpfte. Da ist beispielsweise Gisa, die mit der "Rentner-Bravo" (alias Apotheken Umschau) ins Publikum geht, um dort zu erklären, wie man seinen Mann wieder appetitlicher gestalten kann - mit einem Termin beim plastischen Chirurgen. Das Thema Botox macht Beier allerdings nachdenklich, denn "Da sieht man aus wie eine frisch gebügelte Tischdecke, jetzt streiten sie sich mal, wenn 80 Prozent ihrer Gesichtsmuskeln unbeweglich sind", so ihre Meinung. Durch die verschiedenen Rollen, in die Angelika Beier schlüpft, und die Musik, die einen Teil ihres Programms begleitet, ist der Abend sehr abwechslungsreich. Einfach so draufloshauen, wie man es vielleicht beim Titel der Show vermuten könnte, macht sie nicht. Es ist ein Comedyabend der leichten, leisen Töne, dem ein bisschen mehr Biss aber nicht geschadet hätte. Beier regt zum Nachdenken an, wenn sie beispielsweise von "Vladis" Freundin Cati erzählt, dass sie aus 90 Prozent Ersatzteilen besteht, die Schenkel sind aus Hawaii und die Nase aus Taiwan. In der zweiten Hälfte zieht die Kabarettistin das Tempo an und berichtet anschaulich, wie ihre Tante Else von einer Nacht mit einem muskelbepackten, schwarzgelockten jungen Mann träumt, eine geglückte Beziehung oft nur mit einem Haustier möglich ist und wie "Chrishna-Ferdi", der früher als Automechaniker gearbeitet hat, heute als Yogalehrer erfolgreich ist. Im Finale kommen die Boxhandschuhe noch einmal zum Einsatz, als sie wie im Puppentheater einen Beziehungskampf austragen. Dann ist das Publikum noch einmal gefragt, mit Powermusik soll es "Wi-ka-Tu" rufen, das für "Ich will's, ich kann's, ich tu's" steht - bis Boxtrainer Rudi aus dem Off das Aus des Abends verkündet.

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