Im Laber-Dschungel

TRIER. (-art) Sprechblasen, verbale Nebelkerzen, heiße Luft – wenn Politiker reden, versteht der Normalmensch oft nur Bahnhof. "Bewusste Verschleierung", meint Michael Kernbach. Der in Trier geborene, nun in Bonn lebende Autor hat den "Sprachschatz der Politiker" satirisch analysiert.

Im Wahlkampf gibt's die volle Dröhnung: Gerd und Angie, Joschka und Guido, Oskar und all die anderen buhlen um Stimmen. Sie machen Versprechungen und leisten sich Versprecher, sie salbadern pausenlos und rühren Phrasen zu einer wichtigtuerischen Brühe an. "Warum reden Politiker bloß so komisch?" fragt Michael Kernbach - und entlarvt in seinem kleinen, feinen Satire-Bändchen die Geheimnisse des Polit-Jargons. Er beleuchtet das Grundvokabular, die Sprache der Macht (von "Aussitzen" bis "ruhige Hand"), höhnt über "die bunte Welt der Affären-Schlagwörter" und taucht tief in die Wirrnisse des Laber-Dschungels der Garnix-Sager ein. Der Mann, der einst Guildo Horns "Mastermind" war (Kernbach über Kernbach), seit Jahren für die "Gerd-Show" als Comedy-Autor ätzt und den legendären "Steuersong" erfand, lässt sich nicht täuschen. Er enttarnt jede Floskel, er spottet, er gießt Kübel voller Häme über die geplagten Polit-Profis. Das liest sich gut, ist witzig - und manchmal ganz schön böse. Sprache ist eben eine Waffe. Es wird scharf geschossen. Und was nicht trifft, trifft nicht zu. Kernbachs neuester Streich steht in der Tradition von Karl Kraus und Kurt Tucholsky, es weht der Geist von Eckard Henscheids Klassiker "Dummdeutsch". Und dank der hundsgemeinen Karikaturen von Bernhard Prinz weidet sich der Leser nicht nur im Geiste am Flachsinn der politischen Kaste. Kernbachs Credo: "Politik ist, wenn man trotzdem lacht."

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