Im Meer der Stille

LUXEMBURG. Eine ausgesprochen delikate Ausstellung zeigt die Galerie Clairefontaine in Luxemburg. Seinen ganz eigenen Blick auf das "Das Meer" präsentiert dort der Trierer Maler Joe Allen.

"See Fahrer" kennen das: den endlosen Himmel, der am Horizont das Wasser berührt, den weißen Sand im flimmernden Licht und jenes Entzücken ,wenn man - sozusagen in der zweiten Reihe - die Straße hinunter zum Strand fährt und plötzlich durch eine Häuserlücke das Wasser leuchtet. Die Faszination des Meeres: Joe Allen hat sie neuerlich ins Bild gesetzt. "Das Meer - das bedeutet für mich Stille, Unendlichkeit und ein nie entdecktes Geheimnis", gesteht der Maler. Eine brennende Sehnsucht, diesem Geheimnis nahe zu sein, hatte den Trierer Maler ergriffen, als er impressionistische und romantische "See Bilder" betrachtete. Hinausgefahren ist er dennoch nicht. Im heimischen Atelier, gleichsam "vor der Natur" seiner Seele, sind die zauberhaften Formate entstanden, die jetzt in Luxemburg hängen. In den schönsten dieser hellsichtigen Bilder erweitert sich der Himmel zur Erde. In ihrem klaren - geradezu geläuterten Licht - wird der helle Strand Himmel und der Himmel Strand. Viel Impressionismus ist in diesen Meerbildern und doch - wer genau hinsieht - wird erkennen, dass es Joe Allens ganz eigene, unverwechselbare Ansichten sind. In den klein- und mittelformatigen See- Stücken verdichtet sich eindrucksvoll, was der angesehene Künstler bislang an Landschafts- und Lichtmalerei vorgelegt hat. Der gebürtige Schotte bleibt bodenständig

Vielleicht ist es der Nachhall seiner schottischen Heimat. Anders als bei vielen Impressionisten, ist für Joe Allen jedenfalls selten ein Gegenstand oder eine Landschaft vollständig lichte Erscheinung. Der gebürtige Schotte bleibt bodenständig - auch im Bild. Fast immer hält er an einem Stück greifbarer Wirklichkeit fest - und sei es im Strandgut der Ebbe. Auch der Unendlichkeit des Meeres setzt er fassbare Grenzen in felsigen Küsten und dem Geviert von Hafenmauern und Häusern. Oder es ist einfach ein Stuhl am Bildrand, der festen Halt gibt. Ein andermal sind es der rauhe Strich und der üppige Farbauftrag oder ein kräftiger Farbstreifen am Rand, die für Reibung und Bodenhaftung sorgen. Und auch das braungoldene Licht, das heim leuchtet und von Erde und Abendsonne erzählt, verspricht Geborgenheit und sichere Heimkehr. Ab Juli wird Joe Allen mit einer Werkschau im Museum Schloss Moyland (zwischen Kleve und Xanten) nahe bei Joseph Beuys zu Gast sein. Das passt: Ist der Maler wie Beuys ein später Romantiker, dem Natur und Seele eins geworden sind. Bis 29. April, Di bis Fr 14.30 bis 18.30 Uhr/ Sa 10-12Uhr und 14 bis 17 Uhr, Galerie Clairefontaine, 7, Place de Clairefontaine, L-1341 Luxembourg, Tel.. 00352/472324

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