Im Schatten der Kathedrale

ECHTERNACH. (mö) Zwischen dem mittelalterlichen Pilgerweg nach Santiago de Compostela und Brad Mehldau probieren die diesjährigen Echternacher Festspiele einen spannenden Spagat. Ein Höhepunkt: die Uraufführung der Kammeroper "Odyssey Reloaded" des Luxemburgers Claude Lenners.

Sage niemand, die Echternacher Festspiele seien ein Musikfestival wie jedes andere. Die einzigartige Lage an der Sauer, die historischen Bauwerke, vor allem Basilika und Kirche St. Peter und Paul verleihen der Konzertreihe ein eigenes Flair. Die Festspiele 2007, die vom 11. Mai bis zum 2. Juni und dann noch einmal am 19. Oktober, 21. November und 30. November stattfinden, verdeutlichen auch in Teilen des Programms, wo ihre Wurzeln liegen. Gleich dreimal steht geistliche Musik des Mittelalters und der Renaissance auf dem Programm von Basilika-Konzerten. Die Schola Gregoriana Pragensis stellt den Komponisten Petrus Wilhelmi von Grudencz (ca. 1398 - 1455) vor (13. Mai), Gambist Jordi Savall und sein Ensemble "Hesperion XXI" musizieren Gesänge aus dem Kloster Montserrat (25. Mai) und das Ensemble "La Fenice" präsentiert ein klingendes Porträt des Jakobsweges nach Santiago de Compostela im 17. Jahrhundert (30. Juni). Dazu findet in der Echternacher Römervilla vom 25. Mai bis zum 15. Juli eine Ausstellung über den "Jakobsweg" statt. Selbstverständlich beschränkt sich das Festival nicht auf diese interessanten, aber auch sehr speziellen Sektoren des weit gespannten Musiklebens. Rudolf Buchbinder spielt in der Philharmonie vier Beethoven-Klaviersonaten (7. Juni), John Williams und John Etheridge liefern Gitarren-Virtuosität im Quadrat (12. Juni). Mit Pat Metheny und Brad Mehldau stehen zwei Jazz-Legenden auf der Philharmonie-Bühne (27. Juni). Und das Duo Katia und Marielle Labèque präsentiert gleichfalls in der Philharmonie unter dem griffigen Titel "Von Feuer und Wasser" Musik von Ravel, Rodrigo, Albeniz und spanischen Flamenco (27. Juni). Gleich drei Orchester treten an. Das "Orchestre Philharmonique du Luxembourg" (11. Mai zur Eröffnung sowie 29. Juni) und die "Solistes Européens" (8. Juni) sind gute Bekannte. Das "Korean Chamber Orchestra" unter Yoon Kuk Lee gastiert dagegen zum erstenmal im Luxemburg. Die Koreaner und Festivalchef Cyprien Katsaris am Klavier locken am 21. Juni mit zwei Kostbarkeiten unter den Klavierkonzerten Mozarts. Seit Jahren wagt das Festival einen riskanten Spagat zwischen den Echternacher Kirchen und den Konzertsälen in Luxemburg-Stadt. Damit erweitert es zwar einerseits den Publikumskreis, gefährdet aber auch ein Stück seine Echternacher Identität. Das ist im Jahr 2007 nicht anders. Gleich siebenmal wird die Luxemburger Philharmonie zum Schauplatz, zwei Konzerte finden im Konservatorium statt, fünf dagegen in der Peter-und-Paul-Kirche und drei in der Basilika Echternach. Für die Uraufführung von Claude Lenners Kammeroper "Odyssey Reloaded", einer Auftragskomposition der Festspiele, begeben sich die Echternacher sogar in die Abtei Neumünster in Luxemburg-Grund (30. November). Das Echternacher Kulturzentrum steht auch 2007 noch nicht zur Verfügung. Das dürfte sich allerdings im kommenden Jahr ändern; für Anfang 2008 kündigt Intendant Ralf Britten die Eröffnung an. Damit ist auch ein Abschluss der scheinbar unendlichen Baugeschichte absehbar.

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