In der Tiefe des Raumes

PRÜM. Zahlreiche Top-Autoren geben sich auch in diesem in der Eifel wieder die Klinke in die Hand. Gleichzeitig hat sich das Eifel Literatur Festival auf den kompletten Landstrich ausgedehnt. Über Organisation und Planung äußert sich Festival-Chef Josef Zierden im TV-Interview.

Im Jahr der Fußball-WM kommt das Festival noch mehr aus der Tiefe des (Eifel-) Raumes. Was bedeutet das für die Organisation?Zierden: Das bedeutet Chance und Herausforderung zugleich. Chancen: Das Festival überschreitet Kreisgrenzen und Landesgrenzen. Es erreicht neue Räume und Leser, neue Helfer und Sponsoren. Es kann auch in der Eifel noch bekannter werden. Herausforderung: das Programm ist wesentlich größer, der organisatorische Aufwand auch, ebenso die räumlichen Entfernungen. Man verlässt vertrautes Terrain - mit Adenau, Mayen und Euskirchen.

Euskirchen ist ein gutes Stichwort: Mit Daniel Kehlmann befruchtet dort der zurzeit absolute Top-Autor das Eifel Literatur Festival. Eine Verpflichtung, die dem Festival einen weiteren bundesweiten Schub geben müsste.

Zierden: Eine noch größere Bekanntheit bundesweit ist ein wichtiges Ziel. Die Voraussetzung ist da: ein hochkarätiges Programm, das keinen Vergleich scheuen muss.

Dass es in der Vorbereitung der Mammut-Veranstaltung Höhen und Tiefen gibt, beweist, dass zum Beispiel Evelyn Hamann und Martin Walser abgesagt haben. Warum?

Zierden: Das ist organisatorischer Alltag. Walser ist in einer intensiven Schreibphase zu einem bereits angekündigten Roman und konnte sich noch nicht auf einen Herbsttermin festlegen. Evelyn Hamann war auf Bitburg fixiert, wo es zum zugesagten Termin aber keinen Raum gegeben hat. Ihr Irrel mit kräftiger Honorarerhöhung schmackhaft zu machen, darauf habe ich mich nicht eingelassen. Auch Schwangerschaften, plötzliche Reisepläne oder chronische Terminnöte können zu Absagen führen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ein Auswahlpool für 2008 ist damit schon da.

Gleichwohl ist es Ihnen gelungen, zum Beispiel mit Margriet de Moor eine Schriftstellerin von Weltrang in die Eifel zu holen. Zudem sind unter anderem mit Frank Schätzing, Elke Heidenreich, Alice Schwarzer und John von Düffel Glanzpunkte zu erwarten. Nach welchen Kriterien laden sie ein?

Zierden: Programmziel ist eine Mischung zwischen Anspruch und Popularität. Zu Anspruch und literarischer Bedeutung: das wird streng ermittelt zum Beispiel unter Auswertung wichtiger Literaturlexika, Literaturgeschichten und Literaturkritiken, nicht zuletzt durch eigene Lektüre. Popularität: da hilft das Studium des aktuellen Büchermarkts samt Bestsellerlisten. Aber das Programm ist immer mehr als eine Kopie von Bestenlisten und Bestsellerlisten.

Und nach welchen Kriterien vergeben Sie die Veranstaltungsorte?

Zierden: Der Kreis Bitburg-Prüm, seit zehn Jahren "gewachsenes Festivalland", bleibt Schwerpunkt. Darüber hinaus ist eifelweit wichtig: Wo wird das Festival gewollt und aktiv unterstützt? Wo gibt es gute Orte und Räume? Wie groß sind die Räume? Sind sie frei? Wie sieht es mit der kulturellen Veranstaltungskonkurrenz aus?

Die Farben der Eifel vertreten mit Jacques Berndorf und Ralf Kramp die in diesem Landstrich profiliertesten Autoren. Wie nah liegt Ihnen das Genre Krimi am Herzen?

Zierden: Der Krimi ist das mit Abstand populärste literarische Genre. Und literarisch macht unsere Eifel nichts so bekannt wie der Eifelkrimi. Zudem gibt es ein Jubiläum: vor zehn Jahren erhielt Berndorf den Eifel-Literatur-Preis, Sparte Krimi. Grund genug für Rückblick und Ausblick.

Was halten Sie von der Idee Roger Graefs, das Festival in die noch offiziell zu schaffende Dachmarke "Eifel Art" zu integrieren?

Zierden: Eine fantastische Idee, zwingend notwendig zur Überwindung von Kirchturmdenken und Krähwinkelei. Das Festival kann hier Pionierhaftes leisten.

Auf welche Veranstaltung freuen Sie sich persönlich am meisten?

Zierden: Auf die erste mit Elke Heidenreich am 5. Mai: dann geht es endlich los. Und auf die letzte mit Alice Schwarzer: dann ist aller Stress vorbei. Riesig freue ich mich auch auf Margriet de Moor: dass die bedeutendste und erfolgreichste Schriftstellerin der Niederlande einmal in die Eifel kommt und nicht nur nach Berlin oder München, daran habe ich viele Jahre gearbeitet.

Mit Josef Zierden sprach unser Redakteur Manfred Reuter.

Karten und Infos: alle Buchhandlungen und KSK-Filialen eifelweit; Telefon 06551/2489 sowie online: www.eifel-literaturfestival.de

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