Ingos letzter Tanz

Ein Sommer ohne Rock- und Pop-Open-Airs in Trier? Das konnte sich bis dato kaum jemand vorstellen. Doch für die kommende Saison droht der Blackout unterm blauen Himmel. Promotor Ingo Popp, der bislang für die meisten Freiluft-Konzerte in Trier verantwortlich zeichnet, hat die Nase voll.

 Da strahlte er noch: Ingo Popp 2006 mit Open-Air-Star Garland Jeffreys. TV-Archiv/Foto: Roland Morgen

Da strahlte er noch: Ingo Popp 2006 mit Open-Air-Star Garland Jeffreys. TV-Archiv/Foto: Roland Morgen

Trier. Es war eine bewegte Geschichte, die 1992 mit einem deftigen Defizit begann: Ingo Popp holte damals den Weltstar Prince nach Trier ins Moselstadion - und legte kräftig drauf. Es folgten in den 90ern Klassik-Größen wie Montserrat Caballé und José Carreras auf dem Domfreihof, bevor im Jahr 2000 mit einem Gastspiel von "Toto" im Amphitheater die Ära der Open Airs in den antiken Stätten startete.Seither bescherte Popp den Trierern bis zu zehn hochkarätige Gigs pro Sommer-Saison. Mit Pur, Bap, Rosenstolz, den Ärzten und Fanta 4 gab die deutsche Rock- und Pop-Elite ihre Visitenkarte ab, Weltstars wie Randy Crawford, Al di Meola, die "Ten Tenors" und George Benson bewunderten das Ambiente in den Kaiserthermen und dem Amphitheater. Aber Geld verdient habe er mit den Open Airs nie, sagt Ingo Popp. Die Produktionskosten sind hoch, wenn unter freiem Himmel alles extra aufgebaut werden muss. Wenn dann aufgrund mäßigen Wetters das Publikum ausbleibt, schlittert der Veranstalter schnell in sechsstellige Defizite. "Wenn ein Konzert floppt, holen wir das den ganzen Sommer nicht auf", erklärt der 44-Jährige.In diesem Jahr hat Lionel Richie ins Kontor geschlagen. Anders als in Karlsruhe, wo das Konzert ebenfalls in die Halle verlegt werden musste, wurden in Trier massenhaft Karten zurückgegeben. Das Publikum, mutmaßt Popp, sei hierzulande wohl empfindlicher. Auch in den antiken Stätten sei der Anfangs-Neugier-Bonus inzwischen aufgebraucht. Man warte bis auf den letzten Drücker und bleibe, wenn nicht alles stimme, zu Hause. Was er nicht sagt, aber meint: Die Leute sind ziemlich verwöhnt.Auf diesen Nervenstress hat Popp, dessen Hallen-Geschäft gut läuft, keine Lust mehr. Und öffentliche Hilfe, etwa durch Ausfallbürgschaften, sind nicht zu erwarten: "Ich bin der einzige, der ohne Subventionen Kultur macht." Deshalb will er im nächsten Jahr realisieren, womit er schon immer mal gewunken hat: keine Open Airs mehr. Was Thomas Metz, Geschäftsführer von "Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz" sehr bedauert. Popp sei ein "sehr verlässlicher und professioneller Partner", mit dem man als Eigentümer der antiken Stätten "immer gerne zusammengearbeitet hat". Seine Veranstaltungen hätten "auf den Denkmalstatus stets Rücksicht genommen". Ob jemand anderes in die Lücke springt, ist einstweilen offen. Aber Metz hängt den Brotkorb hoch. Ein potenzieller Nutzer müsse "Referenzen mitbringen und nachweisen, dass er an ähnlich sensiblen Orten schon gearbeitet hat".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort