Irrfahrt mit erfolgreichem Ende

Trier · Im Bürgerhaus Trier-Nord wird weiterhin heftig für die Antikenfestspiele geprobt. "Die Aeneis" aus der griechisch-römischen Sagenwelt wird als soziokulturelles Projekt unter Beteiligung von Trierer Bürgern inszeniert. Ein Abenteuer für alle Beteiligten.

 Das Thermenmuseum. Foto: privat

Das Thermenmuseum. Foto: privat

Am Anfang war die Euphorie. Ein "Brennpunkt-Stadtteil" mit Entwicklungspotenzial, ein Stück, dass sich um Heimat und Fremdheit dreht, die Chance, ins Programm der großen Antikenfestspiele zu kommen, viele engagierte Mitspieler: Das sah nach einem reibungslosen Erfolg aus.

Inzwischen haben die Macher vom Bürgerhaus Trier-Nord festgestellt, dass man um ein ambitioniertes Vorhaben auch schon mal kämpfen muss. Die Kooperation mit dem Theater hat man sich weniger kompliziert vorgestellt, die Finanzierung ist ein ständiger Drahtseilakt, und der eine oder andere Laiendarsteller ist im Zuge der langen Probenarbeiten verloren gegangen. Fast wie bei den Irrfahrten des Helden Aeneas, um die sich Olivier Kemeids Bearbeitung des Original-Textes von Vergil dreht.

Aber so wie die Suche des Aeneas mit der erfolgreichen Gründung der Stadt Rom endet, so soll auch das Theaterprojekt der Trier-Norder in einen Erfolg münden, wenn am 15. Juli die Premiere in den Viehmarkt-Thermen ansteht. Dafür arbeiten zurzeit fast 30 Mitwirkende, vom Darsteller über den Musiker bis zum Videotechniker.

"Es soll möglichst alles aus dem Stadtteil kommen", sagt Bürgerhaus-Leiter Bernd Weihmann. "Wir haben die Sache noch authentischer gemacht", erklärt Projektleiter Jan-Christoph Krug vom Verein "Pioniergeister e.V.". Zwischen den Lebenswelten und Erfahrungen des Aeneas bei seinen Reisen in die Fremde und den Alltagserlebnissen der Akteure aus Trier-Nord soll eine Brücke entstehen.

Dabei sprengt Regisseur Florian Burg buchstäblich Grenzen - auch in seiner Inszenierung. Die Handlung wird von den Thermen in die benachbarte Viehmarkt-Tiefgarage "überschwappen", wo mit Hilfe von Bildschirmen eine "Hölle" entstehen soll.

Bei den Proben im nüchternen Bürgerhaus-Balkensaal braucht man Fantasie, um sich das spätere Ambiente vorzustellen. Aber der Sprech-Chor funktioniert schon erstaunlich gut, und manche der jungen Darsteller, wie etwa Olga Masur, die Aeneas' Ehefrau Kreusa spielt, offenbaren erstaunliches Talent. Ein Profi ist kurzfristig dazugekommen: Raimund Wissing, früher im Ensemble des Trierer Theaters, spielt die Titelrolle. Er soll eine Art Anker sein, an dem sich die Schauspiel-Laien festhalten können.

Wenn alles wunschgemäß läuft, winkt für die Premiere noch eine besondere Attraktion: Autor Olivier Kemeid will eventuell aus Kanada anreisen.

Aufführungen am 15., 16. und 17. Juli. Informationen: www.antikenfestspiele.de

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