Japanisches Feuer

Eigentlich malt die Gruppe Tao Bilder. Doch ihre Farbe ist der Rhythmus, ihre Leinwand die Trommel. In der Europahalle entfachen die japanischen Trommel-Athleten ein atemberaubendes Kunstwerk aus Klang und Körperkraft.

 Die jungen Tao-Trommlerinnen verbinden Ruhe und Energie in ihrer spannungsgeladenen Show. TV-Foto: Cordula Fischer

Die jungen Tao-Trommlerinnen verbinden Ruhe und Energie in ihrer spannungsgeladenen Show. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Reine Energie fließt durch den Saal. Die Luft ist zum vibrierenden Netz verwebt. Der bebende Boden löst sich auf und der donnernde Rhythmus durchdringt Körper und Seele. Unermüdlich lassen die japanischen Trommel-Meister ihre Schlagstöcke auf die Trommelfelle ihrer Instrumente und die des Publikums niedersausen und entfesseln prasselnde Klang-Kaskaden.Mischung aus Kampfkunst und populärer Musik

Schwarz gekleidet treten die Musiker in eine puristische Szenerie: Dämmerlicht, Vogelstimmen und gigantische Bambusstangen. Von einer in der japanischen Mythologie verhafteten "Botschaft aus der Vergangenheit" berichten die Tao-Trommler in gekonnter Balance aus Meditation und Energie. Ihr Weg, so die Bedeutung von Tao, verlässt traditionelle Pfade. Denn aus dem zweckgebundenen Einsatz der Schlaginstrumente hat die Gruppe Tao mit ihren mehrere Kilo schweren Taiko-Trommeln eine moderne Kunstform entwickelt, die ihren Siegeszug im Westen fortsetzt.Die Show ist eine Kombination aus japanischer Kampfkunst und populärer Musik, die mit ausgefeilten Choreografien und auf jedes Stück abgestimmten, wirkungsvollen Lichteffekten inszeniert wird. Gong, Flöten und Zimbeln bleiben, wenn auch musikalisch attraktiv, schmückendes Beiwerk. Die Performance lebt von der geballten Kraft, großen Disziplin, Ausdauer und dem rhythmischen Variationsreichtum, die die Gruppe gleichermaßen in Trance und Ekstase versetzen. Dabei stehen die vier zierlichen Frauen den muskulösen Männern in nichts nach.Höhepunkte bietet die Tao-Show viele auf. Einer ist gewiss der schweißtreibende Wettstreit zweier athletischer Akteure an der überdimensionalen Riesentrommel mit schwingenden Kadenzen und wummernden Klang-Eruptionen. Rhythmus zum Spüren und Schauen. Ein weiterer ist das Ensemble, das sich einen verwirrenden Schlagabtausch liefert, bei dem jeder Percussionist im wirbelnden Wechsel die Trommel des Nebenmanns bearbeitet. So schnell gelingt das rasante Stakkato, dass die Schlagstöcke in der Bewegung verschwimmen. Unvermutet leise Töne und ein graziler Fächertanz bieten partielle Erholung für Augen und Ohren, bevor sich die Trommler-Truppe zum furiosen Finale formiert. Vom Publikum frenetisch gefeiert, geben die Trommelkünstler noch einmal Gas und treiben auch den skeptischsten Zuschauer aus dem Sitz.

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