Jazz-Glut gegen Herbst-Blues

Mit einem vielseitigen Programm voll Glut und Pfeffer vertrieb das Luxembourg Jazz Orchestra unter Leitung des weltweit gefragten Trompeters Ernie Hammes beim zweiten Konzert des 14. Jazz im Brunnenhof sämtliche witterungsbedingten Herbstgefühle.

 Das Luxembourg Jazz Orchestra heizt bei Herbst-Temperaturen mit Solo-Trompeter Ernie Hammes ein. TV-Foto: Anke Emmerling

Das Luxembourg Jazz Orchestra heizt bei Herbst-Temperaturen mit Solo-Trompeter Ernie Hammes ein. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Temperament und originelle Arrangements von Latin- und Standardkompositionen rissen 280 Besucher zu wahren Begeisterungsstürmen hin. "Fun Time" heißt das Stück von Sammy Nestico, mit dem das Luxembourg Jazz Orchestra sein Konzert eröffnet. Ein richtungsweisender Titel, denn bereits dieser elegante Swing mit flüssig-leichten Piano-Sequenzen (Petz Hartert) bringt den Besuchern, die mit Kind, Hund und vor allem Friesennerz auf den relativ trockeneren Plätzen im Brunnenhof kauern, einen Hauch von Sommer. Ein Kurs, der mit "Brasilian Feeling" und anderen Bob Mintzer-Kompositionen aufs Temperamentvollste fortgesetzt wird. Mit ihnen serviert die 17-köpfige Band aus "Cracks der luxemburgischen Jazzszene" (Thomas Schmitt vom Jazzclub Eurocore) Genuss der dem eines in südlicher Glut gegarten Gerichts mit ordentlich Pfeffer gleicht.Harmonischer Fond aus Percussion und Bläsern

Das Rezept: Ein harmonischer Fond aus Percussion (Carole Weber), gewürzt mit scharfen Bläsersätzen und pikant verfeinert mit furiosen Soli, zum Beispiel von Saxofonist Laurent Pierre, Posaunist Jan Kamp oder dem Leiter des Orchesters, Trompeter Ernie Hammes. Er gehört zu den erfolgreichsten Jazzmusikern Luxemburgs, ist Preisträger des "Django d'or 2007" und hat unter anderem mit dem Duke Ellington Orchestra, Chaka Khan, Paul Anka oder Maynard Ferguson gespielt. Warum er weltweit so erfolgreich ist, zeigen seine virtuosen Einsätze, die mit großer Sensibilität alle Möglichkeiten des Instruments ausschöpfen. Sympathisch, dass sich der Meister, der schon in den vergangenen Jahren Glanzlichter bei Jazz im Brunnenhof setzte, dennoch zurücknimmt, um den Bandkollegen ebensoviel Raum zur solistischen Entfaltung zu lassen. Originelle Arrangements machen das möglich. Sowohl in modernen (Latin-)Kompositionen, als auch in Klassikern von Gillespie, Ellington und Basie setzen Soundkontraste zwischen sanften Piano-Bass-Klängen und frechen Bläsersequenzen Akzente und formen sich zu spannungsgeladenen Bögen von sanften zu energiegeladenen Tönen. Besonders gelungen wird die Grenze des üblichen Bigband-Sounds in einem Mintzer-Stück überschritten, indem sich auf einem reichen Percussionteppich das melodische Grundthema in "Zwiegespräche" der einzelnen Instrumente auflöst. Genauso, wie die Wahrnehmung der widrigen Rahmenbedingungen seitens der Besucher. Vergessen sind Kälte und Nässe, 280 Menschen feiern begeistert und lassen die kreativen Könner des LJO erst nach einigen Stunden und Zugaben ziehen, was einer der Musiker erstaunt kommentiert : "Bei diesem Wetter käme auf der Place d'Armes niemand, und damit meine ich wirklich null Besucher; obwohl da ja der Eintritt frei ist."

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