Jazz unter Palmen

TRIER. Neue, freche Jazz-Töne aus Luxemburg in südländischer Stimmung im Trierer Brunnenhof: Das Leana Sealy Quintett feierte eine kleine Deutschland-Premiere.

Ein lauer Sommerabend mit dunkelblauem Himmel in Agfacolor, ein Beinahe-Vollmond, alte Sandsteinmauern, ein Brunnen und Palmen: Man könnte sich in Süditalien wähnen. Aber statt melodischen Geplappers im Hintergrund hört man dann doch eine vertraute Sprache und ist froh, dass man für diese Atmosphäre keine weite Reise unternehmen muss. Der Trierer Brunnenhof bietet für den Auftritt eines jungen, vielversprechenden Luxemburger Jazz-Quintetts in der Reihe "Jazz im Brunnenhof" den passenden Rahmen. Das "Leana Sealy Quintett" präsentiert ein zeitgemäßes, erfrischendes Repertoire. Auf das, was manche Sängerinnen benötigen, um Bühnenpräsenz zu erzeugen - viel Gestik und Show - kann Sealy verzichten. Ihre intensive Stimme reicht völlig, um das Publikum zu fesseln. Mal leise und tiefgründig, mal laut und temperamentvoll verleiht sie Jazz-Klassikern wie "Miss Otis Regrets" von Cole Porter oder "Frim Fram Sauce" von Joe Ricardel und Redd Evans neue, eigene Nuancen. Vielleicht kommt die Harmonie zwischen Seelentiefe und Temperament von ihren Eltern - die Mutter stammt aus dem nordisch-kühlen Irland, während der Vater auf der Karibik-Insel Barbados geboren ist. Aber nicht nur Sealys Stimme bringt frischen Wind in die alten Noten, sondern auch die mutigen Arrangements von David Laborier, Gitarrist und Dozent am Luxemburger Konservatorium. Der hat keine Skrupel, ehrwürdigen Songs wie "Summertime" von George Gershwin oder "On The Street Where You Live" von Fredreck Loewe und Alan Jay Lerner rockende Gitarrensoli zu verpassen. Den Kontrast zu Jazz-Klassikern hatte das Quintett natürlich auch im Programm: "Sk8er Boi" von Avril Lavigne. Wer nun krachende Gitarrenriffs erwartete, wurde mit einer souligen Ballade angenehm enttäuscht - Laborier setzt auf den Überraschungseffekt, bei dem ihm Bob Morhard mit außergewöhnlichen Soli am Vibraphon unterstützte. Einziger Wehrmutstropfen des Abends: Wegen Lärmschutz muss am Brunnenhof spätestens um 22.30 Uhr Funkstille sein - obwohl der Platz gerade am späten Abend an Ausstrahlung gewinnt. Aber ein frisches Bier unter Palmen tröstet knapp 500 Zuhörer über die plötzliche Stille hinweg. Der nächste Termin im Brunnenhof: Donnerstag, 5. August: "Vibe Club & Special Guests".

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