Jeder kann ein Held sein

Trier · Was braucht es, um ein Held zu sein? Nicht viel. Dies zeigen die acht Studenten des Ensembles Bühne1 in ihrer fünften Inszenierung, Lukas Linders Stück "Der Mann in der Badewanne", im ausverkauften Trierer Theater-Studio.

Trier. Eigentlich ist er ein ganz normaler Mensch, der auf ganz normale Situationen ganz normal reagiert. Und so verdirbt die Trennung von seiner Freundin Albert Wegelin den Appetit. Doch seine Firma glaubt ihn im Hungerstreik. Bastian Welte im roten Bademantel spielt den Wegelin in Lukas Linders Stück "Der Mann in der Badewanne" authentisch nett und naiv.
Ein-, fast aufdringlich agiert dagegen Ansgar Depping als Schinder, sein ehrgeiziger Kollege, der ihn aus dem Job drängt, und später auch als monologisierender Politiker. Das Bühnenbild (Angela Weyer) im ausverkauften Theaterstudio ist spärlich; fünf Stühle, auf denen die Kollegen hocken, symbolisieren die Firma.
Dann gibt Welte den Mantel - und damit seine Rolle - weiter an Marius Solf und dieser an Jessica Arnet. Fast jeder der acht Schauspieler des Studentenensembles Bühne1 übernimmt einmal die Rolle des Protagonisten - auch die Frauen. "Wir wollen so die verschiedenen Facetten dieser Person zeigen", sagt Theaterpädagogin Nadine Velten (31). Dafür habe Regisseur Michael Gubenko die Rolle defragmentiert. Und jeder spielt mehrere Figuren. Auch die Rolle der Freundin Dora ist mit Sarah Klein und Melissa Galheto Gois doppelt besetzt, was ihre Wechselhaftigkeit unterstreicht. Die Zuschauer erkennen Dora an der roten Schleife, die die jeweilige Akteurin im Haar hat. Eine rote Jacke steht für die Sekretärin (Gois), die rote Schürze für die Mutter, der rote Bauchansatz für den Vater, die rote Krawatte für Schinder, und auch Mutter (Franca Bülow) und Vater (Philipp Hüsges) tragen rote Accessoires.
Die Kostüme (Kirsten Wilmes) selbst sind in Beige und Weiß gehalten - die breite Masse braucht keine Farbe. Und doch hat sie unglaubliche Macht. Ist sie es doch, die Wegelin zum Helden stilisiert, mit Unterstützung der Medien - Welte überzeugt als manipulativer Journalist -, der Eltern und Dora, und die ihn immer wieder anfeuert. Etwa durch das Duett von Arnet und Bülow über die Selbstlosigkeit, für das die Gäste Szenenapplaus spenden. Auch zum Schluss gibt es reichlich Beifall für das professionelle Spiel und die überzeugende Inszenierung. mehi
Weitere Termine: 26., 27., 28. Mai, 6., 8. Juni, jeweils 20 Uhr, sowie 22. Juni, 19 Uhr, im Rahmen des Festivals "Maximierung Mensch", alle im Studio des Theaters Trier. Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon 0651/7181818, www.theater-trier.de

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