Jenseits der Zeit

Gegensätzlichkeiten kennzeichneten die beiden letzten Konzerte der Echternacher Festspiele, einmal in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter und Paul, traditioneller Spielort für das Genre der Kammermusik, und dann in der Basilika. Gegensätzlich waren die Konzerte sowohl von der Programmgestaltung als auch von der Ausführung.

Echternach. Das Kammerkonzert unter der Überschrift "Hommage à Benny Goodman" widmete sich dem Klang der Klarinette und beinhaltete Werke von Johannes Brahms (Trio Opus 114), Wolfgang Amadeus Mozart (Quintett KV 581) und George Gershwin (Porgy-und-Bess Suite).Primus inter pares war bei allen Kompositionen der Klarinettist Michel Lethiec, der einen recht ansprechenden Eindruck hinterließ. Insgesamt aber fehlte beim Ensemblespiel des Abends in den verschiedenen Besetzungen vieles, was dem hohen Niveau des Festivals gerecht geworden wäre. Insbesondere ein wirkliches Zusammenspiel musste man über weite Strecken schmerzlich vermissen.Ganz anders der zweite Abend mit Jordi Savall und seinen Ensemblen Hespèrion XXI und der Capella Reial de Catalunya. Sie beschäftigten sich mit Gesängen der Pilger im Mittelalter, die sich auf dem Weg nach Santiago und zum Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat befanden. Hier war einfach alles stimmig was Savall zu bieten hatte, war Professionalität pur. Auf dieser Basis konnte die Musik wachsen und die Zuhörer in der nahezu voll besetzten Kirche einladen, sich gedanklich auf die Pilgerfahrt zu begeben.Großes Geheimnis: eine Wallfahrt

Solch ein Unternehmen ist eine sehr intime Angelegenheit, was sich auch in der Musik ausdrückte. Ob wirklich alle Feinheiten der Darbietungen bis in die letzten Reihen der Basilika durchdringen konnten, mag bezweifelt werden, auffällig aber war, dass man teilweise in dem gewaltigen Raum die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Sowohl bei den Instrumenten als auch bei den Vokalisten führte Savall unterschiedliche Charaktere zusammen und ließ sie zu einem beeindruckenden Gesamtbild verschmelzen. Das Erlebnis einer Wallfahrt ist ein großes Geheimnis, das in den vielen Jahrhunderten nichts von seinem Reiz verloren hat. Mit den "Cantigas de Santa Maria" und den Auszügen aus dem "Libre Vermell de Montserrat" hielt dieses Geheimnisvolle auch über Zeit und Entfernung hinweg Einzug in die Basilika.

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