Künstlerische Demo für Europa

Zwar nicht EM, dafür EVBK, sprich Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen: Zum 51.Mal ist Prüm, die Stadt, die als Grablege Kaiser Lothars allzeit europäisch empfindet, in diesen Wochen Gastgeberin für Kunst und Künstler aus zahlreichen Ländern Westeuropas.

Prüm. "Wir sind glücklich, dass wir die EVBK hier haben", freute sich Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy zur Eröffnung der 51. Jahresausstellung der Kunstvereinigung in Prüm. Von einer "Fanmeile der Kunst" hatte vorher Armin Bläsius gesprochen. Sozusagen als Vortrupp hatte der Prokurist der Volksbank Eifel Mitte die zugehörige Sonderausstellung "Artcart" in der Bank eröffnet. Keine Frage: über 50 Jahre Bestehen und fast 150 beteiligte Künstler in diesem Jahr - das ist ein stolzes und eindeutiges Votum für ein Europa der Kunst. Dass man bei einem solchem Aufmarsch an die Qualität Zugeständnisse machen muss, liegt auf der Hand. Wie ehedem bleibt die Ausstellung im alten Abteigebäude vor allem eine Schau der Malerei. Die hat ihren Höhepunkt im Hauptgang gleich geradeaus, wo auch die diesjährige Gewinnerin des Kaiser-Lothar-Preises hängt, den die Stadt Prüm auf Vorschlag der Vereinigung vergibt. Marie Madeleine Bellenger, die sich seit Jahren gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, dem EVBK-Präsidenten Alexander Boeminghaus, um die Vereinigung verdient macht, ist eine vielseitige Künstlerin. Hier sind vor allem ihre feinsinnigen "Schriftbilder" zu sehen, die in der Künstlerin die studierte Philosophin verraten. Bellenger sät ihre Schriftzeichen über den Bildgrund aus Blau und Gelb, den zentralen Farben der Mystik, wie der mittelalterlichen christlichen Kunst, bis sie weiß verblassen im Licht der erlösenden Morgendämmerung. Neben Bellenger beeindrucken im selben Gang die abstrakten Gemälde von Marie Ballnus-Leonhard und Margot Reding-Schroeder sowie Edith Oellers-Teubers "Sterbender Friedhof". Spannungsfeld von Kunst und Natur

In der kleinen Abteilung Bildhauerei thematisieren gekonnt Christoph Manckes Arbeiten das Spannungsfeld von Kunst und Natur. Sehenswert: Hannelore Seiferts Keramik. Viel versprechend präsentieren sich die beiden Gewinnerinnen des Förderpreises, den Direktor Reinhold Maas für die Stifterin, die Kreissparkasse Bitburg-Prüm, überreichte. Herz reimt sich auf Schmerz bei Lynn Marx, wobei danach das weibliche Herz aus männlicher Sicht eher zwischen Brüsten und Beinen sitzt. Ausgesprochen anrührend: die Keramiken "Deportation" ihrer Kollegin Tale Decker. Zu Herzen gehen Volker Steinhäußers lebensgroße Papiermenschen. Kaum ins Auge fällt die Fotografie, und wenn, dann so theatralisch wie in Hans-Wolfgang Menges-Spells Chirurgie-Foto. Ein Glücksfall sind die eingeladenen Gäste. Einen zeitgenössischen "Garten der Lüste" haben die acht Niederländer installiert. Drall, frech und frisch und genau stilgerecht im lustvollen barocken Ambiente verkünden sie, was Kunst wie Europa am Leben hält: "Keine Bewegung ohne Spaß". Was kein Gegensatz ist zu jener künstlerischen Befreiung von der lauten Welt, die EVBK-Chef Boeminghaus forderte. Übrigens: die Sonderausstellung "ArtCart" versammelt kleinformatig Selbstdarstellungen der beteiligten Künstler. Da sollte man es halten wie sonst im Leben: ein Ausweis reicht.Bis 26. Juli, Abteigebäude Prüm, 9.30-18 Uhr, 27. Juli bis 15 Uhr, Sonderausstellung zu den Öffnungszeiten der Volksbank Eifel-Mitte.

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