KOLUMNE

Hey Henrico, das haben Sie jetzt aber super hinbekommen mit dieser alternativen Job-Vermittlung auf dem Komfort-Weg: Ein paar Bier über den Durst getrunken (schließlich braucht man ja etwas Mut), dann die Stimme auf Protest trainiert und auf geht's maulend und wehklagend zum Wahlkampf-Happening mit König Kurt, dem alten Ober-Sozi.

Ist natürlich auch schon hart, so ein Leben als gestrandeter Ossi mit herben Schicksalsschlägen und reichlich Vorgeschichte im ungeliebten asozialen, kalten Westen. Sie hatten zwar kurzfristig vergessen, ihren Sticker "Arbeit ist Sch..ße" abzunehmen, aber das kann ja mal passieren im Eifer des Gefechts. Gottlob aber auch, dass dem manchmal temperamentvollen Pfälzer aus der Mainzer Staatskanzlei irgendwie der Gaul bei Ihrer Anmache durchging mit seiner "Waschen und Rasieren"-Empfehlung, sonst wäre der ganze Aufwand ja möglicherweise vergeblich gewesen. So aber hat alles gepasst: Flugs mit einem Fotoreporter, der Haarschnitt und Rasur bezahlt, zum Friseur, die zahlreichen Piercings schnell aus der Nase gedreht und los geht's mit der Medienkampagne. Journalisten fahren ja auf quasi gedemütigte Sozialfälle voll ab. Und warum sollten sie sich dann auch noch von Wiesbaden nach Mainz auf den Weg machen, um sich dort in der Staatskanzlei die Arbeitsangebote abzuholen, wenn der Beck doch genug Leute beschäftigt, die zum Kurierdienst kurz über den Rhein kommen können? Als spontan ernannter Aktivist einer Hartz IV-Plattform hat man schließlich andere terminliche Verpflichtungen. Nun müssen Sie ja nur noch die besten Angebote aussuchen und die Chefs zum Vorstellungsgespräch einladen. Mal sehen, ob das Richtige dabei ist. Aber Ihr neues "Management" wird das schon regeln. Für alle vom Schicksal Getroffenen haben sie jedenfalls Zeichen gesetzt, dass es auch anders geht: Also als erstes braucht man ein paar Bier ... Joachim Winkler

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