KOLUMNE

Die Kabarettisten landauf landab werden Sie in den nächsten Wochen mit Dankesschreiben überhäufen. Wieder einmal haben Sie es geschafft, Ihnen mit Ihrer heiter-tapsigen Art reichlich Stoff für Vorträge zu geben.

Und das alles nur, weil Sie wie so manche Spitzensportler einfach nicht wissen, wann Schluss ist. Als Kettenhund von Franz Josef und blondes Fallbeil waren Sie einst geschätzt und gefürchtet. Ganz groß wollten Sie in Berlin rauskommen, als Kanzler aller Bayern - und ein bisschen auch des Rest-Volks. Selbst nach der Niederlage gegen den zähen Schröder war Ihnen Bayern nicht genug. Nur ein Anhängsel Ihrer Frühstücks-Freundin Merkel in Berlin wollten Sie dann aber doch nicht sein. Statt sich reumütig auf Abschieds-Tournee über die bayerischen Dörfer zu begeben und hypermoderne Chip-Zentren im bayerischen Wald zu eröffnen, gebärden Sie sich jedoch weiter als Problembär der Bundes-Politik. Störenfried könnte Ihr zweiter Vorname sein. Furchtlos haben Sie bei der Gesundheitsreform losgebrüllt. Alles, was dazu einst mit den Genossen bei einem nächtlichen Schlummertrunk abgesprochen wurde, soll anders gemeint gewesen sein. In einem Atemzug haben Sie auch gleich noch die gegen Sie gerichteten Giftpfeile der Fürther Landrätin Pauli mit Ihrem Immun-Serum aus Ignoranz und Verblendung zu entschärfen versucht. Starker Auftritt, könnte man meinen. Doch zurückgewichen sind Sie, Herr Stoiber - wie der Schnee in den bayerischen Alpen. Die fränkische Rebellin wollen Sie nun doch zum Gespräch empfangen, und als Napoleon aus Wolfratshausen erklären Sie den Feldzug gegen die Gesundheitsreform für beendet. Und warum? Weil Sie 2008 wieder Ministerpräsident werden wollen, was denn wohl auch eine Ihrer leichteren Übungen werden dürfte. Doch Sie werden nur einen Pyrrhussieg verbuchen. Die Haltbarkeit der majestätisch vorgetragenen Treueschwüre Ihrer Partei-"Freunde" ist fragil. Sind Ihre Erinnerungen an den verdrießlichen Abgang Ihres Vorgängers Max Streibl etwa schon verblasst? Sie sollten genau drauf achten, wer wirklich Ihre "Amigos" sind. Mirko Blahak

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