KOLUMNE

Es gibt ja schon eine Menge ziemlich unerträglicher Gestalten in diesem höchst überflüssigen Jet-Set-Promi-Zirkus, dessen Protagonisten ja nicht deshalb prominent sind, weil sie irgend etwas könnten oder täten, sondern schlicht deshalb, weil sie existieren.

Aber Sie sind auf dem besten Weg, Ihre Konkurrenten in dieser Arena der Peinlichkeiten locker aus dem Feld zu schlagen. Nicht, dass wir von Ihnen keine Härten gewöhnt wären. Wer sich alte Hochadelstitel erkauft, sie per Adoption gegen gutes Geld an Puff-Besitzer weiterreicht, in Fernsehshows coram publico Mitspielerinnen ins Badewasser pinkelt und öffentlich über seine potenzkillende Viagra-Sucht lamentiert, hat sich den Titel "Prinz Peinlich" redlich verdient. Aber dass Eure prinzliche Hohlheit jetzt auch der Nekrophilie frönt, ist vielleicht doch des Guten etwas zu viel. Nein, ich meine nicht die Ehe mit Zsa Zsa, obwohl sich Ihre Frau zumindest von der Physiognomie her schon längst von jener Gruppe verabschiedet hat, die man gemeinhin "Lebende" nennt. Ich rede von der aufdringlich-dreisten Art, in der Sie die Totenruhe von Anna Nicole Smith stören. Nicht, dass die mir entschieden sympathischer gewesen wäre. Aber dass jetzt jeder notorische Stenz, der mal in ihre Nähe durfte, die Vaterschaft für das Töchterchen reklamiert, ist doch etwas dicke. Sie wollten Ihre Pflicht gegenüber dem Kind tun, haben Sie gesagt, und die Frucht Ihrer Lenden retten, "bevor sie den Räubern in die Hände fällt". Mit Verlaub: Da würde mir als tierischer Vergleich glatt der Bock einfallen, den man zum Gärtner macht. Weniger freundliche Gemüter könnten gar an Aasgeier oder Hyänen denken. Immerhin hält es inzwischen die hiesige Politik schon für opportun, darauf hinzuweisen, dass in Deutschland seit 1919 der Adelsstand aufgehoben ist. Sie seien "kein Repräsentant des Landes Sachsen-Anhalt" betonte vor ein paar Wochen dessen Ministerpräsident. Kein Wunder, dass er Angst vor Verwechslungsgefahr hat, wenn jemand weltweit als Prinz von Anhalt, Herzog zu Sachsen und Westfalen sowie Graf von Askanien firmiert. Was dürfen wir von Ihnen noch erwarten? Dass Sie als angeheirateter Schwieger-Enkel von Willem zwo Anspruch auf die deutsche Staatsoberhauptschaft erheben? Oder dass Sie auf RTL 2 im Wet-T-Shirt-Contest gegen Mutter Beimer antreten? Ehrlich gesagt: Am schönsten wäre es, wir würden von Ihnen auf absehbare Zeit überhaupt nichts mehr hören. Dieter Lintz

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