KOLUMNE

Da wäre ich ja schon mal gerne dabei, wenn Sie mit Gummihandschuhen, Putzkittel und Kopftuch antreten, um der New Yorker Stadtreinigung bödenschrubbend zur Hand zu gehen. Eigentlich ist das ja als Strafe für den achten Ausraster Ihrer strafrechtlichen Laufbahn noch recht zivil.

Zumal es ganz schön schofel ist, seiner Putzfrau ein Handy an den Kopf zu werfen. Wahrscheinlich war es ja eins, das mehr kostet, als die gute Frau im ganzen Jahr verdient. Früher, im Feudalismus, wäre eine solche Behandlung des niederen Personals freilich noch ganz normal gewesen. Und vielleicht wähnt man sich ja im Feudalismus, wenn man sich jahrelang nur noch im Kreis der Reichen und Schönen bewegt und Millionen fürs pure Dasein scheffelt. Gut, früher waren's die endlos langen Adelstitel, die einem die Priviligien einbrachten, heute sind's die endlos langen Beine. Aber für das eine wie das andere kann der Besitzer relativ wenig. Intelligenz oder Charakter braucht man für die Karriere jedenfalls nicht, da unterscheiden sich Supermodels und Feudalherren nicht sonderlich. Aber dafür muss man dann auch mit der Häme von uns Normalos leben. Zum "Depp der Woche" hat Sie der Sender MTV ernannt, und was die anderen Medien so sagen, will ich lieber nicht zitieren. Die müssten wie Sie wohl auch mal ins Anti-Aggressions-Training. Aber apropos: Ich bin ja nun wirklich kein Freund der amerikanischen Rechtssprechung. Aber die Idee ist mir sympathisch, bei der Strafe etwas Schmerzhaftes zu verhängen statt der 08/15-Geldbuße, die prominente Täter eh aus der Portokasse bezahlen. Stellen Sie sich mal vor, unser Herr Ackermann von der Deutschen Bank müsste für eine Woche als Schuldnerberater nach Berlin-Marzahn. Oder sein Mannesmann-Kollege Esser als Sozialarbeiter in die Obdachlosen-Teeküche Duisburg-Ruhrort. Natürlich ohne Bodyguards. Jan Ullrich könnte eine mögliche Doping-Strafe mit dem Wischmopp in einem Fixerstübchen auf der Reeperbahn abarbeiten. Ach ja, und lokal hätten wir auch was: Pro Nachtschicht in der Unfall-Notaufnahme des Brüderkrankenhauses könnte Peter Rauen einen Punkt auf seinem Flensburger Verkehrs-Sündenkonto abarbeiten. Wär' doch was, oder? Dieter Lintz

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