KOLUMNE

da soll noch einer sagen, Rocker seien keine Vorbilder. Erst kürzlich hat ganz Deutschland aufgestöhnt, als Klaus Zimmermann die Rente ab 70 forderte. Und dann kommen vier Engländer (auch das noch) wie ihr Rolling Stones und beweisen, dass die Utopien von gestern schon die Wirklichkeit von heute sind.

Denn: Mit Mitte beziehungsweise fast 60 - für viele ist das steinalt - bringt Ihr mal eben so gerade locker aus der Hüfte eure 7000. Platte raus und geht auf die 666. Welttournee. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Ganz ohne Jammern und Stöhnen und Murren und Knurren. Ganz im Sinne der Vorstellung von Herrn Zimmermann. Gut, gut, so ganz glatt läuft euer Leben auch nicht. Auch ihr habt so eure Laster: Erst kürzlich hat Ron Wood, mit 58 der jüngste Stone, in einer bekannten Läster-Sonntagszeitung bekannt, nicht vom Alkohol los zu kommen. Und vom Rauchen auch nicht. Einen besseren Balsam für die Seele eines jeden Rauchers, der gerade nicht weg vom Stoff kommt, kann es ja fast gar nicht geben. Einen ganz anderen Stein hat Angela Merkel ins Rollen gebracht: Da hat die Kanzlerkandidatin doch einfach eure Schmacht-Hymne "Angie" zur Wahlhymne gemacht. Ohne euch zu fragen. Da ward ihr aber ganz und gar nicht amused. Und habt Angie prompt gebeten, den Song nicht im Wahlkampf zu spielen. Macht sie aber trotzdem. Anders wär es aber vielleicht besser. Denn so gut ist das Lied für den Wahlkampf nicht geeignet. Immerhin singst Du, Mick, in dem Stück auch von Abschied, den man nehmen soll. Die Frage ist aber: Wolltet ihr Frau Merkel wirklich schützen oder vielleicht doch ärgern? Hättet Ihr auch Angie um Verzicht gebeten, wenn sie sich für ein anderes Lied aus eurem Repertoire entschieden hätte? Für "Honky tonk woman" zum Beispiel? Egal. Eines eurer Lieder wird aber - egal ob Zustimmung oder nicht - am 18. September auf jeden Fall gespielt: "You can't always get what you want". Fragt sich bloß, wer am 18. September am Mikro steht und wer zuhören muss - Gerhard Schröder oder Angela Merkel. Petra Willems

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