Fast zwei Jahrzehnte habe ich Sie altern und in die Breite gehen sehen, und trotzdem hatten Sie immer weitaus jüngere und durchweg attraktive Freundinnen, mit denen Sie nicht nur Küchenfreuden teilten. Ein Signal der Hoffnung für alle Männer, die beim Aufgeben einer Kontaktanzeige vor der Alternative stehen, bestimmte Angaben entweder zu unterschlagen oder zu fälschen. Hart wird Ihr Abgang auch die Saarländer treffen, deren bester Botschafter sie waren. Ihre ureigene, nur im äußersten Notfall aufgegebene Behäbigkeit und das einfache Gemüt Ihrer Mitarbeiter konnten nur bösartige Beobachter mit dem finanziellen und mentalen Zustand Ihres Bundeslandes in Verbindung bringen. Der wohlmeinende Zuschauer lehnte sich zurück und genoss: Kein Tatort hatte so viel Lokalkolorit, ob am Johanner Markt oder am Saarufer. Auch die Großregion fand sich wieder: Ihre spontanen Café-Besuche bei der geschätzten französischen Kollegin, eine Verfolgungsjagd durch Luxemburger Weinberge - ein optischer Genuss. Hätten nur Ihre Drehbücher ein bisschen was von dem Esprit und der Leichtigkeit der grenzüberschreitenden Begegnungen gehabt, so mancher Sonntagabend wäre leichter durchzustehen gewesen. Aber da war viel deutsche Bedeutungshuberei, und auch mancherlei krasse Unlogik bei den kriminellen Fällen. Und trotzdem wusste man bei Ihnen wenigstens, was man hatte. Wie das bei einem Nachfolger wird, weiß keiner. Ob der Dudenhöfer den Job übernimmt? Das würde den Ruf des Saarlands auch nicht gerade heben. Aber da ist nach Oskar eh' nicht mehr viel zu ruinieren. Und was reimt sich auf Dudenhöfer schon so schön wie "Salu Palu"? Dieter Lintz