KOLUMNE

Das gönne ich Ihnen ja von ganzem Herzen, dass die deutschen Boulevardjournalisten Sie diese Woche zum beliebtesten Promi der Republik gewählt haben. Statt immer so hundsgemein über Sie abzulästern, haben endlich einmal ein paar intelligente und sensible Leute Ihre echte Bedeutung für die Allgemeinheit erkannt.

Wenn es nach mir ginge, müssten Sie umgehend auch den Bundes-Förderpreis für Jugendschutz erhalten. Keine teure medizinische Aufklärungskampagne, keine elterlichen Vernunftappelle hätten bei Mädchen im Teenie-Alter eine auch nur annähernd so schönheitsoperationspräventive Wirkung erzeugen können wie Ihr bloßer tagtäglicher Anblick im Fernsehen. Und dafür, dass letzterer nicht ausbleibt, sorgen Sie ja mit Ihrem unermüdlichen Einsatz. Als Eltern potenziell Gefährdeter braucht man nur zu raunen: "Wollt ihr etwa so aussehen?", und schon bleibt der Beauty-Chirurg arbeitslos und die Apotheke auf ihren Kollagen-Spritzen sitzen. Und wenn die Wirkung nachzulassen droht, muss man nur den alten Witz vom Breitmaulfrosch erzählen - schon herrscht Ruhe an der Skalpell-Front. Pünktlich zu Weihnachten haben Sie nun der ganzen brennend interessierten Öffentlichkeit verraten, wie Sie sich damals als 15-Jährige mit Omis Hilfe die Aufbläh-Flüssigkeit injizierten, die dann zur Schlauch-Bildung in Ihrer unteren Gesichtspartie führte. Auch das wiederum ein pädagogisch höchst wertvolles Bekenntnis, erlaubt es doch allen Eltern, gar zu nachgiebige Großeltern mit Nachdruck auf die fatalen Folgen der Einmischung in Erziehungsfragen hinzuweisen. Nicht ganz überzeugend ist freilich das gute Gewissen Ihrer Frau Mama, der Charity-Lady Ute Ohoven. Angesichts Ihres pubertären Alters hätten Sie "sowieso gemacht, was sie wollen", da könne man eben nichts machen. Na ja. Wenn meine Kinder mit 15 dabei wären, sich für den Rest ihrer Tage zu entstellen, würde selbst ich als notorischer Anhänger antiautoritärer Erziehungsmethoden notfalls zu Ohrwaschelziehen und Stubenarrest greifen, um Schlimmeres zu verhindern. Aber vielleicht liegt's ja auch daran, dass die Mama inzwischen selbst aussieht, als trüge sie die Hälfte ihrer für die dritte Welt zusammengeschnorrten Hilfsgelder zu Naht- und Schnippelkünstlern in dunklen Nebenzimmern gleich hinter der deutsch-tschechischen Grenze. Alles Geschmackssache, ich geb's zu. Und jedenfalls kein Grund, so unverschämt zu sein wie Stefan Raab, der Sie und Ihre Mutter mit dem Slogan "Dumm wie Brot für die Welt" abbildete. Aber Sie kennen ja den Raab: Der riskiert halt immer wieder eine dicke Lippe.Dieter Lintz

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