KOLUMNE

Sie haben aber auch ein Pech: Beim Urlaub auf den Fidschi-Inseln von der Palme zu fallen und in Neuseeland im Krankenhaus zu landen, das ist für einen Rolling-Stones-Gitarristen schon ziemlich peinlich.

Sie haben aber auch ein Pech: Beim Urlaub auf den Fidschi-Inseln von der Palme zu fallen und in Neuseeland im Krankenhaus zu landen, das ist für einen Rolling-Stones-Gitarristen schon ziemlich peinlich. Vom Streetfighting Man zum Treeclimbing Man, das wäre ja vielleicht noch gegangen. Aber vom Jumping Jack Flash zum Tumbling Jack Daniels: Da wird sich die ganze Rockwelt wieder mal über Sie amüsieren.Ich weiß, es ist ja nicht das erste Mal. Aber als die Stones-Tour 1998 aufgrund einer Verletzung Ihretwegen verschoben werden musste, war es wenigstens ein Sturz von einer Bibliotheks-Leiter, der die Malaise verursacht hatte. Das hatte noch was halbwegs Intellektuelles, obwohl es wahrscheinlich die Cocktail-Mix-Bücher waren, die Sie damals in der obersten Reihe gesucht haben.

Aber eine Palme am Südsee-Strand? Da hatten die Stones wirklich schon mal spannendere Besteigungs-Objekte. Nein, ich meine natürlich nicht Anita Pallenberg und Jerry Hall, Sie alter Schlawiner. Ich meine die Bühnendekoration, auf die Sie und Ihr Kollege Jagger früher so gerne geklettert sind. Das haben Sie bei den letzten Tourneen vernünftigerweise sein lassen. Wie Sie schon in einem früheren Leben mal weise erkannten: "You can't always get what you want", jedenfalls nicht, wenn Sie 62 sind. Schon gar keine selbst gepflückten Kokosnüsse frisch vom Baum.

Vielleicht sollten Sie einfach ein bisschen altersangemessene Vorsicht walten lassen, schon mir zuliebe. Denn eigentlich mag ich Sie richtig gern. Schon weil Sie der einzige von den großen Musik-Idolen sind, der das mit dem "Sex and Drugs and Rock'n Roll" immer ernst gemeint hat und trotzdem noch lebt. Aber ewig geht das halt nicht mit diesen ganzen Honky Tonk Women, und auch der Brown Sugar sollte irgendwann im gepflegten Tee landen statt in der Blutbahn. Sonst sieht man am Ende aus wie ein mumifizierter Indianerhäuptling, und allzuweit sind Sie davon nicht mehr entfernt.

Also mein Tipp: Erstmal in Ruhe abwarten as tears go by. Dann, wenn die Kopfschmerzen weg sind, Ruhe einkehren lassen. Über Exzesse singen heißt ja nicht gleich, dass man sie auch erleben muss. Und wenn's auf Tour geht: immer mit der Ruhe. Einfach ab und zu zu Charlie Watts rübergucken, der zeigt, wie ein Rentner gute Musik macht.

Was sagen Sie da? Das mit dem Sturz war nur ein Gag zum Promoten des neuen Albums?

Also ehrlich gesagt: Dann hätten Sie den Titel "A bigger bang" vielleicht nicht ganz so wörtlich nehmen sollen.

Dieter Lintz

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