Kabarett statt Keulen

GREVENMACHER. Mehr als sieben Jahrzehnte gaben Schweine, Rinder und andere Vierfüßer den Ton an, wo inzwischen Kunst und Kultur Einzug gehalten haben: Seit 2000 bietet der "Kulturhuef" in Grevenmacher Museum, Kino, Galerie, Workshop-Raum und Café unter einem Dach.

Dieälteren "Leit" der rund 4000 Einwohner zählenden luxemburgischenStadt an der Mosel werden mit dem Kulturhuef in erster Linie nochSchweinegrunzen, LKW und einen ganz bestimmten Geruch verbinden.Von 1902 bis 1975 betrieb die Gemeinde Grevenmacher an diesemStandort ihren Schlachthof. Nach dessen Schließung stand dasverwaiste Gebäude lange Zeit leer. Gekeult wurde seitdemwoanders. Lediglich als Umkleidekabine hielt das Gebäude zwischenzeitlich her - die fleißigen Kicker des benachbarten Sportplatzes tauschten dort ihren Straßen- gegen den Fußballdress. Die Kulturkommission Grevenmacher brachte schließlich die Idee vor, den heruntergekommenen Komplex zu renovieren und als Kultur-Zentrum zu nutzen. Auf der Suche nach geeigneten Räumen trieb vor allen Dingen auch der "cercle graphique", der Verbund der Drucker in Luxemburg, das Projekt maßgeblich voran.

Der junge Architekt Romain Schmiz aus Grevenmacher gab den Ideen und Vorstellungen Form und Gestalt, und so startete der ehemalige Schlachthof im Osten des Ländchens im Jahr 2000 als "Kulturhuef". Eigentümerin ist die Stadt Grevenmacher, die mit dem Kulturministerium zu gleichen Teilen die Kosten für die Einrichtung trägt. Ein Verwaltungs-Rat mit Vertretern der Gemeinde sowie des Kulturhuefs steht der neuen Leiterin Monika Jakobs zur Seite.

Die 34-jährige Triererin ist seit 1. Februar verantwortlich für Veranstaltungs-Organisation, Öffentlichkeits-Arbeit und Marketing. Vor allem die Kommunikation hat sich Jakobs auf die Agenda geschrieben, denn der geografisch günstig gelegene Kulturhuef ist außerhalb Grevenmachers nach wie vor wenig bekannt. Dabei ist die Kombination einzigartig: Ein Druckereimuseum, ein Spielkartenmuseum, ein Kino mit 78 Sitzplätzen, eine Galerie, ein Werkstatt-Raum und ein Café sind in dem klar gestalteten, mit Schieferböden und viel Glas versehenen Anwesen untergebracht.

Die Schatzkammer der schwarzen Kunst

Das Druckereimuseum bezeichnen die Verantwortlichen des Kulturhuefs zurecht als "Schatzkammer der schwarzen Kunst": Ein Fundus äußerst wertvoller und rarer Setz- und Druck-Maschinen sowie weiterer Werkzeuge findet sich dort. Besucher erfahren zudem Wissenswertes über Farbtheorie und die spezielle Geschichte des Druckereiwesens in Luxemburg.

Über das seltene Handwerk des Spielkartenmachers werden Interessierte im Spielkartenmuseum aufgeklärt. Holz- und Metalldruckstöcke, Schablonen und unterschiedliche Karten-Motive, die viel über die jeweilige Epoche und die gesellschaftlichen Verhältnisse verraten, sind unter anderem zu sehen.

Die Dauer-Ausstellung wird derzeit von Jean Welter, einem pensionierten Lehrer aus Grevenmacher, aus- und aufgearbeitet. Der passionierte Spielkartensammler will zudem dem Kulturhuef seine Sammlung zur Verfügung stellen. In beiden Museen gibt es einen kleinen Film-Vorführraum, den vor allem Schulklassen nutzen. Auch über leicht zu bedienende Touch-Screens (Tastbildschirme) können sich Besucher selbst mit Informationen zum Druck- und Spielkarten-Bereich versorgen.

Das Kino, das einzige in Grevenmacher, zeigt an vier Tagen in der Woche abends Filme; alle 14 Tage gibt es sonntags und dienstags um 15.30 Uhr Kinder-Vorstellungen. Seit dem Start des Kinos engagieren sich rund 50 Männer und Frauen ehrenamtlich.

Wechselnde Ausstellungen von Künstlern dies- und jenseits der Mosel sind in der Galerie zu sehen. Und im Werkstatt-Raum - ausgestattet mit sechs PC-Arbeitsplätzen und Druckerei-Zubehör - trifft sich regelmäßig der "cercle graphique" und finden nicht allein Schulklassen ideale Arbeitsbedingungen für unterschiedliche Medien-Projekte.

Monika Jakobs formuliert als vorrangiges Ziel, die Museums-Arbeit zu professionalisieren, die Zusammenarbeit mit Schulen zu forcieren und den Austausch mit europäischen Druck-Museen zu vertiefen. "Außerdem möchte ich mehr Besucher aus der Region in den Kulturhuef ziehen", sagt sie.

Bei Angeboten von sonntäglichen (kostenlosen) Druckvorführungen über Kabarett- und Konzert-Abende, einer Veranstaltung im Rahmen des "Wein & Gourmet-Festivals", Ausstellungen oder Computer- und Internetkursen dürfte ihr das langfristig auch gelingen.

Informationen unter Telefon 00352/267464-1 oder im Netz unter mail@kulturhuef.lu

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