Kämpfer für Chinas Kaiser

TRIER. Plakate in der ganzen Stadt verkünden es: vom 17. bis zum 25. September ist die Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers auf der Moselland-Ausstellung (MA) zu sehen. Damit übertreiben die Veranstalter zwar. Doch der Besuch lohnt trotzdem.

Nein, es gibt in dieser Schau auf der Moselland-Ausstellung keine Massenwirkung von Terrakotta-Kriegern, wie ihn die Plakate überall in Trier versprechen. Dafür ist die Zahl der Exponate zu gering. 20 Soldaten und zwei Pferde stehen in einer eigens eingerichteten Halle. Schrifttafeln erläutern die großartigen Funde. Und ein Film informiert über die Entstehung der Figuren. Aber auch ohne solche Zutaten wäre die Schau sehenswert. Was ihr an Massenwirkung fehlt, ersetzt sie durch erstaunlichen Detailreichtum.Erinnerung an die Kriegskunst des Monarchen

8000 Figuren aus der Armee des chinesischen Kaisers Quin Shi Huan Di haben chinesische Archäologen aus drei Gruben geborgen. Davon sind derzeit 100 Kopien in Düsseldorf zu sehen. Die bestehen nicht nur aus dem gleichen Material wie die Originale, sie sind auch in derselben Technik gebrannt. Jetzt wurde ein Teil von ihnen für die Dauer der Moselland-Ausstellung abgezweigt. Die Terrakotta-Soldaten, die im Jahr 1974 im Dorf Xian/Provinz Shanghai entdeckt worden sind, gehören zu einer riesigen, über 2200 Jahre alten Grabanlage. Sie steht als einziges Monument in China überhaupt auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Quin Shi Huan Di, der erste Kaiser der Quin-Dynastie, hat sie mit unvorstellbarem Aufwand, der noch den der Cheops-Pyramide übertraf, als eigenes Denkmal errichten lassen. Die Terrakotta-Soldaten, -Pferde, -Waffen und -Geräte sind nicht beliebige Grabbeigaben, sondern verkörpern eine Armee in militärischer Aufstellung - Erinnerung an die Kriegskünste des einstigen Kaisers und Dokument eines historischen Schlachtenplans. Jetzt steht die kleine Abordnung der großen Armee in einer Sonderhalle der MA und enthüllt eine Eigenart, die in der Massenpräsentation wahrscheinlich untergehen würde. Jede der lebensgroßen Figuren ist nämlich anders gestaltet. Jede besitzt einen eigenen Charakter. Ein Heer von Individuen. So stellen sich nur wenige Europäer das historische oder aktuelle Leben im Reich der Mitte vor. Die Soldaten haben unterschiedliche Frisuren, Bärte und vor allem verschiedene, oft markante, immer menschliche Gesichtszüge - stolz, würdig, devot, und manche mit einem Anflug von Lächeln. Kämpfer für den Kaiser, die nicht in der Masse untergehen, sondern ihre Eigenständigkeit bewahren. Und eine hoch entwickelte Bildhauerkunst repräsentieren. Die Terrakotta-Armee kann auf der Moselland-Ausstellung im Trierer Messepark von Samstag, 17., bis Freitag, 25. September, 10 Uhr bis 18 Uhr, besucht werden.

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