Kaiser, Gelehrte, Revolutionäre

TRIER. Für das Selbstbewusstsein der Region Trier müsste die Ausstellung, die am Sonntagmorgen in der Stadtbibliothek eröffnet wird, Gold wert sein: Sie zeigt 35 bedeutende Persönlichkeiten, deren Leben oder Wirken eng mit dem Trierer Land zusammen- hängt. Und die Liste kann sich sehen lassen.

In dieser Formation kamen sie noch nicht allzu oft zusammen: Ausonius, der Trierer Rhetoriklehrer und Regino, der Prümer Abt und Rechtskundler. Willibrord, der Abtei-Gründer von Echternach und Hildegard von Bingen, die Visionärin, die in St. Matthias Mitdenker fand. Nikolaus von Kues, der Philosoph von der Mosel, und Caspar Olevian, der Reformator aus Trier. Friedrich Spee und Karl Marx, Clara Viebig und Stefan Andres, Oswald von Nell-Breuning und Kardinal Höffner. Alle verwurzelt in der Region zwischen Eifel und Hunsrück, Mosel, Saar und Sauer. Und alle von herausragender historischer Bedeutung weit über die Region hinaus.

Kein Wunder, dass Bibliotheksdirektor Gunther Franz mit sichtlichem Stolz durch die Schätze führt, die er ab Sonntag der Öffentlichkeit präsentiert. Büsten, Bilder, Dokumente, Accessoires: Mehr als 150 Exponate stellen die 35 bedeutsamen Persönlichkeiten vor. Eine Mammut-Arbeit für die kleine Truppe der Stadtbibliothek, die mit einem vergleichsweise bescheidenen Budget von 100 000 Euro (inklusive Sponsoring) ihren Beitrag zum Kulturhauptstadt leistet - und der braucht sich hinter dem "Giganten" Konstantin keineswegs zu verstecken. Die Leihgaben haben allerdings in der Regel keine so weite Reise hinter sich wie die Exponate im Zeichen Konstantins, der übrigens wie Stadtgründer Augustus zur Reihe der 35 Ausgestellten gehört. Das Gros kommt aus der Schatzkammer und dem Bestand der Stadtbibliothek, die anderen Ausstellungsstücke stammen meist aus Museen der Großregion.

Das Lächeln auf den Lippen von Professor Franz hat womöglich noch einen anderen Grund. Nach einem Vierteljahrhundert in Trier ist "Kaiser, Gelehrte, Revolutionäre" sein letzter großer Wurf vor der anstehenden Pensionierung. Mit Friedrich Spee, Caspar Olevian, Goethe und Egbert hat er immer wieder Persönlichkeiten und Epochen zum Gegenstand großer Ausstellungen in seinem Haus gemacht. Nun kommt zum "Grande Finale" alles zusammen.

Dabei geht es um mehr als eine temporäre Ausstellung. Zu jeder Persönlichkeit werden Lebensbilder erstellt, die in einen umfangreichen Katalogband des Trierer Weyand-Verlages einfließen. So entsteht, quasi nebenher, eine Art Trierer Geschichtsbuch, orientiert an herausragenden Gestalten der Regional-Historie.

"Kaiser, Gelehrte, Revolutionäre". 26. März bis 31. Juli in der Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier. Offizielle Eröffnung am 25. März, 11.30 Uhr. Geöffnet Mo bis Sa, 10 bis 17 Uhr, So 10 bis 13 Uhr. Info: www.stadtbibliothek-trier.de

Weitere Höhepunkte der Kulturhaupstadt-Woche im Überblick:

Das Festival "Musique/Visuelle" in der Philharmonie mit ihren Ausstellungen und Aktionen geht weiter. Am Donnerstag, 29. März, um 18 Uhr präsentieren Schüler unter dem Motto "Musik fällt aus" ihre musikalische Auseinandersetzung mit dem Schul-Alltag, anschließend folgt die "Lange Nacht der Musikvideos". Am 31. März treffen sich zum Finale Elektropop- und Videokünstler unter dem Motto "Rechenzentrum".

Musique/Visuelle, Philharmonie aus dem Kirchberg. Infos: www.philharmonie.lu

Der Comedian Kaya Yanar ("Was guckst du?") gastiert im Rahmen des Festivals "Humor für den Frieden" mit seinem aktuellen Solo-Programm.

28. März, 20 Uhr, Abtei Neumünster im Grund. Infos und Karten: www.ccrn.lu

Die algerische Ethno-Pop-Sängerin Souad Massi kommt mit ihrer Band zu einem Live-Konzert in der Reihe "Musiques nomades".

29. März, 20.30 Uhr, Den Atelier. Infos und Karten: www.denatelier.lu

Im Kulturzentrum Bonnevoie beginnt das Projekt "Dance Palace", eine spannende Kombination von Tanz und bildender Kunst, die live vor Publikum erarbeitet werden.

Ab 31. März, Bonnevoie. Info: www.dance-palace.org

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