Katze enterben, Kultur fördern

TRIER. Eine neue Stiftung soll künftig für Erhalt und Ausbau des Kunst- und Kulturangebotes in Trier sorgen. Mit der Einlage von 50 000 Euro lassen sich allerdings vorläufig keine großen Sprünge machen.

Geht es nach der Satzung, die der Trierer Stadtrat gestern Abend beschlossen hat, dann übernimmt die "Kulturstiftung Trier", wie sie offiziell heißt, künftig ein aufopferungsvolles Aufgabengebiet. Sie soll "bedeutsame Kunst- und Kulturvorhaben fördern", zeitgenössische Entwicklungen unterstützen, den Erwerb wichtiger Kulturgüter ermöglichen, den Erhalt von Denkmälern, Kunstgegenständen und Sammlungen sichern und, last not least, "die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern fördern und unterstützen"."Noch mehr Wir-Gefühl in Trier herstellen"

Wahrlich ein weites Feld. Man wolle "noch mehr Wir-Gefühl in Trier herstellen" und den Bürgern "die Möglichkeit geben, sich bei der Kulturförderung zu integrieren", sagt der zuständige Dezernent Ulrich Holkenbrink. Dank JTI, Stadtwerken und weiteren Spendern könne nun "der Startschuss gegeben werden", dann müsse das "mittel- und langfristig angelegte Projekt die entsprechende Sogwirkung entfalten". Das wird auch nötig sein. Denn die Finanzdecke ist so kurz wie der Aufgabenkatalog lang. Und das Startkapital liegt mit 50 000 Euro an der untersten Grenze dessen, womit man eine Stiftung gründen kann. Damit sei "recht wenig zu machen", räumt auch Holkenbrink ein. Man braucht kein Rechenkünstler zu sein, um Erträge von stolzen 1500 Euro jährlich zu errechnen, die beim jetzigen Kapitalstand ausgegeben werden können. Damit ließe sich die Trierer Kultur schwerlich aus der öffentlichen Haushaltsmisere erlösen. Anderswo stehen Kulturstiftungen mit großzügigeren Donationen zur Verfügung, wie beispielsweise in Aachen, wo die Sparkasse das Stammkapital mit 1,8 Millionen Euro auffüllte. Dergleichen Dimensionen sind für Trier allenfalls Zukunftsmusik. Kulturdezernent Holkenbrink schielt vor allem auf die "150 Milliarden Euro, die in Deutschland künftig jedes Jahr vererbt werden". Dabei wächst der Anteil der Erblasser, die keine Familie zu bedenken haben. Holkenbrink hofft auf immer mehr Trierer, "die dann sagen, ich vermache mein Erbe nicht meiner Katze, sondern der Kulturstiftung". Aber selbst dann dürften die Kapitalerträge bis auf weiteres kaum für größere Fördermaßnahmen ausreichen. Dass eine Stiftung trotzdem Geld bewegen kann, zeigt das Beispiel einer Stadt wie Speyer. Dort begann man ähnlich bescheiden wie bei den Kollegen an der Mosel und konnte inzwischen durch Zustiftungen das Kapital auf 140 000 Euro steigern. Aber die meisten Fördermittel kommen nicht aus dem kleinen Ertragstopf, sondern durch aktive Sponsoren-Akquise für konkrete Vorhaben. Die Stiftung als allgemeiner Kulturspendensammler? Vielleicht auch eine Alternative für Trier. Dann könnten die Aktivitäten freilich schnell mit der Sponsoren-Suche der einheimischen Kulturmacher kollidieren. Die hängen nämlich auch am Spendentropf der wenigen Geldgeber. Um erst gar keine Konkurrenz aufkommen zu lassen, will man die Kulturträger im Stiftungsrat verankern. So bleibt unterm Strich die Hoffnung des Dezernenten auf ein Wachstum beim Gemeinsinn, das zusätzliches Geld in die Kassen der Stiftung füllt. Was dann konkret im einzelnen gefördert wird, bleibt vorläufig im Dunkeln. Man könne schließlich "das Omelette nicht essen, bevor das Ei gelegt ist", sagt Ulrich Holkenbrink.

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