Kein Patentrezept

Trier . Die Zukunft der Antikenfestspiele stand im Mittelpunkt einer gut besuchten Podiumsdiskussion im Trierer Theaterfoyer. Es gab viele Ideen und Vorschläge, aber wenig konkrete Ergebnisse.

Wie soll es weitergehen? Was muss, was kann man besser machen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung des Fördervereins der Antikenfestspiele im Trierer Theater. Manche erwarten, dass der Verlust, den die Festspiele in diesem Jahr eingefahren hatten, thematisiert würde. Aber dieser spielte nur eine Nebenrolle. Es ging den Initiatoren nicht um eine Rückschau, sondern um den Blick nach vorn, um die Zukunft des Projektes, von dem man sich, wie TV-Redakteur Dieter Lintz in seinem Einführungsreferat anführte, bei Gründung vier Verbesserungen erhofft hatte: Die Belebung der antiken Stätten, die Schärfung des kulturellen Profils der Stadt, die Steigerung des Bekanntheitsgrades sowie ein spürbarer Zuwachs bei den Kultur-Touristen. Für die ersten beiden Punkte attestierte Lintz einen vollen Erfolg, den er darauf zurückführte, dass man "eisenhart auf Qualität und Niveau geachtet" habe. Die Festspiele seien von der Besetzung und der Stückauswahl her "immer etwas Besonderes" gewesen und mehr als der "Sommer-Abstecher des Theaters". Bei den beiden anderen Punkten war sein Fazit skeptischer. Immerhin habe eine privat organisierte Veranstaltung wie die Zeltoper in Merzig im letzten Sommer doppelt so viele Zuschauer angelockt wie das Trierer Festival. Kritisch hinterfragte er, ob es sinnvoll gewesen sei, das Musical "Quo vadis" als Hauptattraktion zu vermarkten und meinte, das Lehrgeld für diesen Flop sei ein bisschen hoch ausgefallen. Die Diskussion eröffnete der Vorsitzende des Fördervereins, Manfred Helbach, mit der Frage an die Podiumsteilnehmer, wie sie denn die Festspiele gefunden hätten. Man bemühte sich, das Positive hervorzuheben: "Anregend" (Prof. Dr. Hartmut Köhler), "2005 war der Weg in eine neue Spielform" (Reiner Zahnhausen) oder "Attila war gut, Quo vadis mutig" (Helbach). Chefdramaturg Peter Oppermann konstatierte einen intensiven Dialog mit dem Publikum, und Intendant Gerhard Weber betonte, er betrachte die Festspiele nicht als persönliche Profilierungsmaschine. Kulturdezernent kritisiert Kindermann

Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink attestierte dem Musical, es habe sein Ziel verfehlt, Attila sei aber ein voller Erfolg gewesen. Er nutzte die Gelegenheit, Ex-Intendant Kindermann "schlechten Stil" vorzuwerfen, weil er sich immer wieder zu Wort melde. Vielfältig waren die Anregungen und auch die Kritik, die aus dem Publikum kamen. Ein zentraler Punkt war die Werbung für das Event, die "katastrophal" sei. Häufig tauchte die Forderung nach einer verstärkten Kooperation mit den umliegenden Landkreisen und der Euregio auf. Auf wenig Gegenliebe stieß die Idee, sich in Zukunft allein auf zuschauerträchtige Stücke zu beschränken. Die Moderne, das Zeitgenössische soll auch in den nächsten Jahren seinen Platz haben, "große Namen" wieder verstärkt das Publikum locken. Eine Antwort auf die Frage, ob mit einem stärkeren finanziellen Engagement der Stadt zu rechnen sei, blieb OB-Kandidat Holkenbrink schuldig. Es komme darauf an, niveauvolles Profil und Zuschauer-Attraktivität gleichzeitig zu entwickeln, lautete letztlich das Fazit. Wie das unter schwierigen finanziellen und organisatorischen Bedingungen funktionieren soll, dafür konnte niemand ein Patentrezept anbieten. Diskutieren Sie mit in Dieter Lintz' Weblog unter www.intrinet.de/blog/dil-spitzen

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