Keine Kunst im stillen Kämmerlein

Generationenwechsel bei einer Traditions-Vereinigung: Die Trierer Künstlerin Lydia Oermann (52) hat den langjährigen Vorsitzenden der Gesellschaft für Bildende Kunst (G. B. Kunst), Horst Schmitt (71 Jahre), abgelöst. Oermann will die Zusammenarbeit der Künstler in der Großregion ausbauen.

Trier. Lydia Oermann, seit zehn Jahren Mitglied in der "G. B. Kunst", hat den Vorsitz des renommierten Trierer Kunstvereins übernommen, der über 60 Künstlern aus der Region als Forum dient. Für die Zukunft wünscht sich Oermann "dass sich der Verein in der Region noch mehr öffnet". Denkbar seien Projekte mit Künstlern aus dem Saarland und Luxemburg, aber auch mit den Studenten der Trierer Fachhochschule.

Aus jahrelanger Erfahrung weiß Oermann: "Von dem ständigen Austausch mit Gleichgesinnten profitiert jeder Künstler." Dieser Idee des Austauschs geht Oermann selbst mit gutem Beispiel voran. Seit zwei Jahren ist sie in dem "Kunsthaus Alte Druckerei" in der Alkuinstraße im historischen Trierer Paulinviertel tätig. Dort ist sie nicht alleine, denn weitere Künstler arbeiten in der ehemaligen Druckerei, darunter Klaus Berghaus, Liane Deffert, Jutta Limburg, Anja Streese und Johannes Oberdorf. Das "Kunsthaus" soll ein kommunikativer Ort für Künstler und Kunst sein, erläutert Oermann. "Kunst allein im stillen Kämmerlein zu betreiben", sagt sie, reiche ihr nicht. Sie beteiligt sich gern an größeren Projekten und unterrichtet Laien im Siebdruck.

Auf den ersten Blick sieht das Gebilde in Lydia Oermanns Atelier im Kunsthaus "Alte Druckerei" aus wie ein gewöhnlicher Postkartenständer. Der zweite Blick offenbart jedoch: Bei den vermeintlichen Karten handelt es sich um knapp einen Zentimeter dicke Glasplatten. Die Motive, vom Wasserträger in Südamerika bis zur Kioskfrau in Tel Aviv, hat Oermann in bunten Lackfarben per Siebdruck auf das Glas gebracht.

Neues Projekt: Postkarten



Die Postkarten sind das neueste Projekt der Trierer Künstlerin, der Siebdruck ist ihr Markenzeichen. Obwohl sie schon seit Jahren damit arbeitet, reizt sie das Verfahren noch immer: "Es ist unglaublich, wie vielfältig diese Technik ist." Ihre künstlerische Laufbahn begann Lydia Oermann Anfang der 1990er Jahre, erste Kontakte zur Kunstszene gab es aber schon während ihres Romanistik- und Philosophie-Studiums in Bonn. Nach dem Abschluss konzentrierte sich Oermann, Mutter dreier Kinder, jedoch zunächst ganz auf die Familie, bevor sie sich mit dem Besuch von Aquarell-Kursen wieder der Kunst zuwandte. Sie probierte vieles aus, auch Fotografie und Aktzeichnen, blieb dann aber "beim Siebdruck hängen". Ihre Werke druckt Oermann meist auf Holz, Glas oder Leinwand.

Extra:

Die Gesellschaft für Bildende Kunst Trier e.V. ist die älteste Vereinigung von Trierer Künstlern und Kunstfreunden. Ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 1930 zurück. Ziel des Vereins ist es, über Projekte und Kooperationen mit Kunstschaffenden aus der Region die Kunst der Gegenwart zu fördern, Kunstinteressierte in Stadt und Region zu bündeln. Einmal jährlich erhalten die rund 60 aktiven Künstler zudem als Vereinsmitglieder die Möglichkeit, ihre Arbeiten bei der großen Jahresausstellung in der Trierer Tuchfabrik zu präsentieren. (cweb)

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