Keine Lust auf Küblböck und Bohlen

PRÜM. Das Eifel Literatur Festival, eingebunden in den Kultursommer Rheinland-Pfalz: Gleich mehrere Rekorde wurden in diesem Jahr gebrochen, prominente Autoren gaben sich die Klinke in die Hand. Was macht den Erfolg aus? Was verbindet den Initiator mit den Großen des Geschäfts? Fragen an Josef Zierden.

Herr Zierden, schon einmal "Emma" gelesen? Zierden: Erst einige Wochen vor dem Festival. In diesem Jahr hat Alice Schwarzer beim Eifel Literatur Festival ja nun einen furiosen Schlusspunkt gesetzt. 750 Besucher. Nicht schlecht. Welche Rekorde möchten Sie noch brechen? Zierden: Quantitativ habe ich natürlich keinen riesigen Ehrgeiz mehr. Aber diese Zahl ist natürlich eine Messlatte für die Zukunft. Bei dem Erfolg, den sie beschert hat: Da ist Alice Schwarzer doch auch eine Frau zum Verlieben! Zierden: Mit Einschränkung. Es ist eine Frage des Geschmacks. Wer hat denn bei Ihnen zu Hause die Hosen an? Zierden: Kleidungsmäßig meistens ich. Ansonsten bin ich eher nicht Emmas Liebling. Auch Ulrich Plenzdorf war in Prüm. Wie haben Sie den jungen Werther erlebt, als Sie ihn zum ersten Mal gelesen haben? Zierden: Beeindruckt hat mich in erster Linie das Aufbegehren des Individuums gegen die Zwänge der Gesellschaft. Das ist eine Leidenschaft von mir bis heute. Und mit Wallraff waren Sie in den Achtzigern sicher auch "Ganz unten". Zierden: Ganz unten im Studium, als ich ihn kennen lernte, ganz oben, als ich ihn gelesen habe. Was fasziniert Sie an Wallraff? Zierden: Er hat damals einen ganz unbekannten Kontinent für Literatur entdeckt. Das hat mich interessiert, da ich aus derselben Schicht komme, für die er schreibt. Für die untere Schicht. War er wirklich ein Stasi-Spitzel? Zierden: In dem Sinne, dass er andere Menschen ausgehorcht und die Informationen weitergegeben hat, glaube ich nicht. Dass er DDR-Archive benutzt hat, glaube ich ohne weiteres. Wie ist es zu erklären, dass das Eifel Literatur Festival inzwischen "Ganz oben" ist? Zierden: Es ist auf der einen Seite die Frucht langjähriger Arbeit, das kommt nicht von heute auf morgen. Auf der anderen Seite sind es natürlich die prominenten Autoren, die das alles bewirken. Schon Bohlen gelesen? Zierden: Ne. Küblböck? Zierden: Auch nicht. Wissen Sie denn, wer Küblböck ist? Zierden: Klar. Küblböck. Ich sage immer Küblkotz, um die Schüler ein bisschen zu ärgern. Dieser Pseudo-Star aus der bayrischen Provinz. Müssen wir diese Herren im Programm 2004 befürchten? Zierden: Bohlen ist der leidenschaftliche Wunsch meiner Tochter. Das wäre auch der einzige Grund, um ihn einzuladen. Mein persönlicher Wunsch wäre es weniger. Auf wen dürfen wir uns 2004 freuen? Zierden: Endgültig fest steht noch nichts. Wenn Blütenträume reifen, dann freuen wir uns auf Donna Leon und Umberto Eco sowie viele weitere tolle italienische Autoren. Martin Walser, war in der Süddeutschen Zeitung zu lesen, steht auf Maybrit Illner. Auf wen steht Josef Zierden? Zierden: Maischberger. Wenn Sie einen Kanon aufstellen sollten für 15- bis 20-Jährige - wer befände sich auf den ersten drei Plätzen? Zierden: Mein unsterblicher Böll, meine Herta Müller und als weniger Bekannten John von Düffel. Was ist Schund? Zierden: Unsäglich kitschige, seriell hergestellte Literatur zum schnellen Gebrauch und zum noch schnellerem Wegwerfen. Zum Beispiel? Zierden: Hera Lind. Was lesen Sie gerade? Zierden: Christa Wolfs "Ein Tag im Jahr" und "Meßmers Reisen" von Martin Walser. Ihr aktuelles Projekt? Zierden: Eine revolutionäre Buch-Idee, die bereits einen Verleger hat. Dürfen wir mehr erfahren? Zierden: Ich erfinde was Neues für die Krimi-Welt. Die Fragen stellte unser Redakteur Manfred Reuter.

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