Keine Rock-Rentner

MORBACH. Hoppla, sie leben noch: Kultbands aus der ehemaligen DDR kann die derzeitige "Ostalgie"-Welle nur Recht sein. Seit 34 Jahren stehen die "Puhdys" um Frontmann Dieter "Maschine" Birr mittlerweile auf der Bühne. Jetzt kommen sie in die Region - zu einem Konzert am 31. Oktober in der Morbacher Baldenauhalle.

Es war ja nicht alles schlecht in der Deutschen Demokratischen Republik. Kein Wunder, dass der einstige Osten in letzter Zeit wieder sehr beliebt ist. Im Fernsehen wird eine Reihe von "Ost"-Shows produziert, Blauhemden werden aus dem Schrank gekramt oder auf Flohmärkten und Versteigerungen gekauft. Produkte wie "Fit", das Geschirrspülmittel des Ostens, oder "Florena Creme" sind gefragt. Die "Ostalgie-Welle" schwappt über die wiedervereinigte Bundesrepublik. Die Menschen sehnen sich nach den "guten Dingen" aus der Zone. Und sie hören wieder ihre Musik, die Ost-Lieder im Trabi-Beat.Eine Gruppe, die sich wie kaum eine andere um die Rockmusik im Arbeiter- und Bauernstaat verdient gemacht hat, sind die "Puhdys". Sie haben den DDR-Rock auch im kapitalistischen Westen hoffähig gemacht. Aber zunächst coverten sie in ihrer Heimat die Lieder westlicher Rockbands mitten im Kalten Krieg Ende der Sechziger Jahre. Am 19. November 1969 spielten die "Puhdys" bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt im Freiberger "Tivoli" Songs von "Deep Purple", "Uriah Heep" und "Led Zeppelin". Die Formation um Frontmann Dieter "Maschine" Birr und Peter Meyer begeisterte besonders die FDJ-Schülerschaft und konnte deshalb 1971 im DDR-Jugendfernsehen mit selbstgemachten, deutschen Titeln auftreten. Wurden die Puhdys von der SED zunächst geduldet, protegierte das Regime später die Gruppe. Das Stück "Geh dem Wind nicht aus dem Weg" wurde ein Verkaufsschlager in der Sowjetunion. 1975 durften die "Puhdys" als sozialistisches Musik-Aushängeschild zum ersten Mal im westlichen Ausland ein Konzert geben. Nach einem Holland-Besuch machten sie im Laufe der Jahre Station in West-Berlin und Dortmund, produzierten sogar LPs beim Klassenfeind in der BRD. Die Band etablierte sich am Ende international, so dass selbst einer USA-Tournee nichts mehr im Wege stand.Die "Puhdys" veröffentlichten 20 Alben und tourten durch mehr als 20 Länder. Ihr Lied "Alt wie ein Baum" ist ebenso unvergessen wie ihre größten Hits "Türen öffnen sich zur Stadt" (1972), "Wenn ein Mensch lebt" (1974), "Lebenszeit" (1976), "Doch die Gitter schweigen" (1979) und "Hey, John" (1981). 1973 lieferten sie den Soundtrack zum Kultfilm "Die Legende von Paul und Paula". Hinzu kommen zahlreiche Nummer-Eins-Platzierungen in den DDR-Hitparaden "Beatkiste" und "Tip-Disko".Mit der Wende 1989 verabschiedeten sich die "Puhdys" von ihren Fans: 80 000 Menschen waren beim vorerst letzten Konzert mit dabei. Aber drei Jahre später machte die Truppe unerwartet weiter, ihren Song von der "Rockerrente" aus den Achtziger Jahren wollten sie anscheinend doch noch nicht endgültig wahrmachen. Ihr Comeback nannten sie eine "Wiedervereinigung aufgrund der neuen Zeit", die bis heute unverändert andauert.Mittlerweile könnte es für die "Puhdys" zwar heißen: "Hoppla wir leben noch". Doch die nach wie vor große Nachfrage nach ihren Platten und die große Begeisterung bei jedem Auftritt haben den "Puhdys" zeitlosen Erfolg beschert. Das werden sie auch am Freitag, 31.Oktober, ab 20 Uhr unter Beweis stellen, wenn sie auf ihrer aktuellen "Undercover-Tour" Morbach einen Besuch abstatten und dabei ein Stück "Osten" auf die Bühne bringen. "Puhdys": 31. Oktober, Baldenauhalle Morbach. Karten: TV -Ticket-Hotline 0651/7199-996 und in den TV- Presse-Centern Trier, Bitburg und Wittlich.

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