Kennzeichen D

Die Auseinandersetzung mit Deutschland ist das Leitthema der aktuellen Theaterspielzeit. Am kommenden Wochenende gibt es alle "Deutschland"-Produktionen vom "Faust" über "Deutschland tanzt" bis zum Karl-Marx-Projekt plus die Uraufführung einer Deutschland-Performance und einen hochkarätigen Vortrag.

Trier. "Kennzeichen D" nennt Intendant Gerhard Weber das spektakuläre Drei-Tage-Paket mit fünf Veranstaltungen. Es zielt vor allem auf externe Besucher und Pressevertreter ab. "Wir haben einige überregionale Journalisten-Anmeldungen", sagt der Chef des Trierer Theaters zufrieden. Aber selbstverständlich sei auch das einheimische Publikum herzlich eingeladen.

Dabei liegen Weber vor allem die Sonderveranstaltungen am Herzen. Wie die Performance "aufbegehren.de" am Samstag um 22 Uhr im Foyer. In einer für das Theater neuen Form wird die deutsche Nachkriegs-Geschichte anhand wichtiger Reden und Zitate in einer akustischen Collage porträtiert. Der Jazzmusiker und Komponist Claas Willeke und der Perkussionist Bernd Wegener unterlegen die O-Töne aus Deutschland-West und -Ost mit Klängen. Angelika Schmid und Michael Ophelders interpretieren Texte und Szenen, Laszlo Lukacs und

Eva-Maria Günschmann sind ihr musikalischer Gegenpart, begleitet von Joachim Mayer-Ullmann.

Was Willeke da aus dem Archiv geholt hat, sind teils politische Reden, teilweise aber auch Statements von Bürgern auf der Straße. So soll eine Art akustisches Sittengemälde entstehen - über das Aufbegehren der Ost-Berliner Arbeiter in der DDR, über das Aufbegehren der 68er in der BRD, über das Aufbegehren der emanzipierten Frauen, über das Aufbegehren der DDR-Bürgerrechtler. 60 Minuten für 60 Jahre.

Gerhard Weber hat das Projekt initiiert und richtet es selbst szenisch ein. Hat das Interesse am "Aufbegehren" auch mit der eigenen Biografie zu tun? "Ja", sagt der 59-Jährige entschieden.

Ein Stück wissenschaftlichen Kontext zum Thema liefert am Sonntagvormittag der Hamburger Soziologie-Professor Wolfgang Kraushaar, der als "Chronist der 68er" gilt. Er beschäftigt sich mit der RAF und dem deutschen Herbst - eine Art des Aufbegehrens, die das Land an den Rand des Ausnahmezustands brachte.

Komplettiert wird das "Kennzeichen D"-Wochenende durch Aufführungen von "Faust" am Freitag um 20 Uhr, "Deutschland tanzt" am Samstag um 19.30 Uhr sowie am Sonntag um 16 Uhr, und durch das Karl-Marx-Projekt "Rendezvous nach Kassenschluss" am Sonntag um 12.30 Uhr. Für alle Veranstaltungen gibt es noch Karten.

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