Kernbachs Kolumne: Bücher und Comedy

Durch Deutschland weht ein frischer Wind! Seit Sonntag haben wir mit Schumi endlich eine Lichtgestalt unter 50, bei OBI kann man gucken, was der Aufschwung kostet, und sogar die Bundesregierung scheint entschlossen, doch mal irgendetwas in die Hand zu nehmen. In diesem Fall, also wenn Politiker mal etwas machen außer reden, spricht man von einem Reformprozess. Der tut Not, weil in unseren Gesetzeswäldern und Verordnungsdschungeln einiges so verwuchert ist, dass man sich ohne professionelle Begleitung nicht mehr hineintraut - siehe Steuerrecht: Da steht man ja mit jedem verdienten Euro irgendwie mit einem Fuß im Knast!Also: Reformen müssen her! Auch gesellschaftlich und ebenso kulturell. Beispiel: Die deutsche Buchmesse. Die ist gerade zuende gegangen. Zeitgleich, aber raumfern, zelebriert man in Köln das Comedy Festival. So was von uneffizient und antiquiert! Die Trennung von Buch und Bütt ist eine völlig überholte Denke - wo man doch inhaltlich seit Jahren völlig deckungsgleich arbeitet; ja, der deutsche Büchermarkt hat die Comedyszene längst hinter sich gelassen und produziert in Form von Biografien längst die viel besseren Quatschköppe. Während also in Frankfurt mit Dieter und Daniel die Sau durchs Dorf getrieben wird und alles sich blendend amüsiert, versprühen in Köln spätpubertäre Stegreifkomödianten mit schalen Kalauern den Charme von Klassenclowns und bekommen hierfür zur Belohnung von RTL eine Fernsehshow. Da sollte mal zusammenwachsen, was zusammen gehört! In Köln könnten auf dem "Funny Literary Festival" die angesagten Biografen der Saison versuchen, aus ihrem Werk vorzulesen! Ich lach‘ mich schlapp! Und in der Frankfurter Paulskirche kriegt Harald Schmidt als lebendige Schnittstelle zwischen lapidar und intellektuell jedes Jahr den Comedy- Preis des deutschen Buchhandels. So einfach, so kostengünstig, so verbrauchernah müssen Reformen sein - denn in Zeiten auch intellektueller Verschlankung gilt das Wort des großen Kopfmenschen Wladili Klitschko: Tolstoi - schwäääre Kost! no/joa

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