Kindergeschichte(n)

Moritz ist enttäuscht. Gestern war er extra wegen Onkel Nico mit Oma im Theater.

 Ehe ein Stück wie „Urmel aus dem Eis“ aufgeführt werden kann, muss der Dramaturg die Geschichte für die Bühne bearbeiten. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ehe ein Stück wie „Urmel aus dem Eis“ aufgeführt werden kann, muss der Dramaturg die Geschichte für die Bühne bearbeiten. TV-Foto: Friedemann Vetter

Moritz findet Onkel Nico nämlich toll, weil er ein Motorrad und ganz viele Bücher hat. Onkel Nico ist Dramaturg am Theater. Das Schauspiel, in dem Moritz und Oma waren, hieß "König Lear" und war ziemlich lang. Die ganze Zeit wartete Moritz gespannt darauf, dass endlich Onkel Nico auf die Bühne käme. Aber keine Spur von ihm. Dabei hatte Oma doch gesagt, dass Nico seit Monaten an dem Drama arbeitete. "Was macht ein Dramaturg eigentlich am Theater?", fragt Moritz misstrauisch. Dramaturgen heißen zwar nach dem Drama (einem anderen Wort für Schauspiel), aber sie spielen nicht selbst mit. Trotzdem sind sie sehr wichtig. Dramaturgen sind im Grunde Berater. Sie beraten vor allem den Intendanten, die Regisseure und im Musiktheater die Dirigenten. Dafür müssen sie sehr viel wissen. Wie ein ordentlicher Theaterkritiker müssen sie zum Beispiel im Schauspiel nicht nur das Stück kennen, sie müssen auch etwas über den Autor wissen. Warum er das Stück geschrieben hat und was er damit sagen wollte. Außerdem müssen sie wissen, auf welche Art das Stück seit seiner Entstehung aufgeführt wurde und was es heute für Aufführungen gibt. Nur so können sie den Regisseuren und Schauspielern helfen, gute neue Ideen zu entwickeln. Dramaturgen müssen aber noch mehr können. Sie müssen neue Stücke lesen und im Musiktheater neue Opern und Musicals kennen, um die Theaterleitung zu beraten, wenn der Spielplan, das Jahresprogramm des Theaters, gemacht wird. Außerdem schreiben Dramaturgen die Programmhefte. Heute sind sie außerdem häufig für die so genannte Öffentlichkeitsarbeit des Theaters zuständig. Dazu gehört die Theaterzeitung genauso wie die Zusammenarbeit mit Schulen, das Organisieren von Theaterfesten und von Veranstaltungen, mit denen neue Aufführungen vorbereitet werden, so wie in Trier im Theatercafé. Um Dramaturg zu werden, ist ein Studium nötig. Manche Dramaturgen arbeiten später auch selbst als Regisseure. Erfunden hat den Beruf der berühmte Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing vor mehr als 250 Jahren. Eva-Maria Reuther

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