Kindergeschichte(n)

Mama war gestern im Kino. Jetzt rührt sie in der Küche den Pudding und summt dabei vor sich hin.

"Was summst du da?", fragt Paul. "Das ist die Filmmusik aus ,Dr.Schiwago'" , antwortet Mama. "Das ist ein berühmter Film mit einer tollen Liebesgeschichte aus Russland. Die Melodie geht mir nicht aus dem Kopf." Papa guckt genervt über den Rand seiner Zeitung. "Was waren das noch Zeiten, als es nur Stummfilme gab", brummt er. So schlecht gelaunt braucht Papa gar nicht sein. Tatsächlich hat zwar bei den ersten Filmen bis vor 100 Jahren niemand gesprochen oder gesungen. Deshalb hießen sie ja auch Stummfilme. Musik wurde aber trotzdem gemacht. Allerdings waren damals Musik und Film getrennt, weil man noch keine Musik auf Film aufnehmen konnte. Das lief dann so ab: Während auf der Leinwand der Film lief, spielte jemand unten im Saal die passende Musik dazu auf dem Klavier. Inzwischen kann man die Filmmusik, den sogenannten Soundtrack, direkt auf dem Film aufzeichnen. Das ist natürlich toll, weil man jetzt nicht mehr auf ein Klavier angewiesen ist, sondern zum Beispiel die Musik eines ganzen Orchesters aufnehmen kann. Außerdem kann man die Musik viel besser an den Film anpassen. Die Filmmusik wird übrigens nicht direkt beim Drehen des Films aufgenommen, sondern erst auf den sogenannten Rohschnitt. Das ist die erste Fassung eines Films, die noch weiter bearbeitet wird. Denn Film und Musik gehören nun mal zusammen, seit es Filme gibt. Die Musik hat dabei die Aufgabe, die Gefühle, die in der Handlung oder in den Bildern dargestellt sind, in Töne zu fassen und auf den Zuschauer zu übertragen. Wenn sich oben auf der Leinwand ein gefährlicher Typ anschleicht, muss die Musik bedrohlich klingen. Geht es um ein Liebespaar, das sich nach einander sehnt, klingt auch die Musik sehnsüchtig. Wird eine Schlacht dargestellt, ist auch die Musik aufgeregt. Filmmusiken dienen außerdem dazu, für den Film Werbung zu machen. Sie sollen deshalb so sein, dass sie einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. So eine Musik kauft man sich dann gern auf CD oder sogar gleich den ganzen Film auf DVD. Bei Mama hat das mit der Musik im Kopf jedenfalls geklappt. Eva-Maria Reuther

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