Kinokolumne: Zu guter Letzt - Eine Ode an das Leben

Trier · Sie ist zynisch, schonungslos ehrlich und ein Kontrollfreak. Niemand mag die ruppige Diva Harriet Lauler – weder ihre Ex-Kollegen, noch ihre Nachbarn und auch nicht ihre eigene Familie. Das findet Anne Sherman (Amanda Seyfried), die für eine Provinzzeitung eigentlich positive Nachrufe schreibt, schnell heraus.

Kinokolumne: Zu guter Letzt - Eine Ode an das Leben
Foto: Isabella Vosmikova (Tobis Film GmbH)

Auch sie selbst kann die "blöde Kuh" nicht leiden, wurde aber von ihrem Chef dazu verdonnert, den Nachruf der alternden Diva noch zu deren Lebzeiten zu verfassen, weil die es sich eben in den Kopf gesetzt hat.
Harriet Lauler, von niemand geringerem als Hollywood-Legende Shirley MacLaine gemimt, reagiert ziemlich sauer auf den mageren Nachruf, den Sherman ihr da präsentiert und wirft die Nachwuchs-Journalistin kurzerhand aus ihrem Haus.

Marc Pellington steigt mit wenig Fahrt in den Streifen ein. Die ersten Einstellungen sollen die Einsamkeit der nach außen hin so starken Protagonistin Lauler zeigen. Die Bilder überzeugen nicht. Die Kameraführung wirkt unüberlegt und lieblos.

Das grandiose Schauspiel von MacLaine verleiht dem Film Fahrt. Die Hoffnung des Kinobesuchers (Achtung: Spoiler), dass vielleicht mehr hinter der Fassade der ruppigen Ex-Geschäftsfrau steckt, wird bestätigt. Stück für Stück kommt die Geschichte von Lauler ans Licht. Sherman und Lauler nähern sich an, helfen einander, lernen voneinander.

Bald ist noch ein kleiner "Hooligan", so nennt Lauler die kleine Brenda, mit von der Partie. Den hat Lauler sich in einer sozialen Einrichtung ausgesucht, um ihn zu formen. Denn sie will "Zu guter Letzt" einen positiven Einfluss auf ihr noch verbleibendes Leben ausüben. Als gute Geschäftsfrau kennt sie die Zutaten, die ein guter Nachruf braucht, und die kreiert sie mit Witz und Selbstbewusstsein.

Das Schöne daran: Sie erkauft sich ihr Vorhaben nicht schlichtweg mit Geld, das sie im Überfluss hat, sie überzeugt mit Können. So ergattert sie eine Stelle als DJane bei einem Independent-Radiosender mit Fachwissen und gutem Musikgeschmack. Zitate wie: "Ich wünsche Ihnen keinen schönen Tag, sondern einen Tag, der etwas bedeutet" oder "Sie machen keine Fehler, die Fehler machen Sie. Sie machen Sie stärker, sie machen Sie klüger…" stimmen den Kinobesucher dann doch nachdenklich.

So schafft der Streifen trotz schwacher Kameraarbeit und teilweise seichtem Drehbuch den Sprung von der schlichten Wohlfühl- hin zur Tragikomödie. Das verdankt der Film vorrangig Shirley MacLaine.

Spoilern ist zwar unschön, doch Ihr werdet den Film mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen, wenn Ihr Euch darauf einlasst.

Fazit: Der Film ist eine Ode an das Leben, der zeigt, dass es sich manchmal lohnt hinter die Fassade zu blicken, die viele Menschen zum Schutz aufbauen! Ob Lauler am Ende ihren Nachruf bekommt, schaut Ihr Euch am besten selbst im Kino an.

Info: Der Film läuft im Trierer Cinemaxx

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort