Klavierkunst und ein Hauch von Neujahr

Luxemburg · Die Georgierin Khatia Buniatishvili am Flügel und die Wiener Symphoniker mit ihrem neuen Dirigenten Philippe Jordan haben 1350 Zuschauer in der Luxemburger Philharmonie begeistert. Sie lauschten Werken des 19. Jahrhunderts - von Liszt bis Bruckner.

 Wirbelwind am Taktstock: Philippe Jordan dirigiert die Wiener Symphoniker beim Konzert in der Philharmonie Luxemburg. Foto: Sébastien Grébille

Wirbelwind am Taktstock: Philippe Jordan dirigiert die Wiener Symphoniker beim Konzert in der Philharmonie Luxemburg. Foto: Sébastien Grébille

Luxemburg. In der Reihe "Grands Orchestres" haben am Dienstagabend die Wiener Symphoniker unter ihrem frisch gewählten, neuen Chefdirigenten Philippe Jordan einen umjubelten Auftritt gefeiert.
Erstaunlich, wie der 40-jährige Schweizer das berühmte Orchester schon nach kurzer Zeit geprägt hat. Standfest dirigiert er, mit präzisen Gesten, streng, aber nicht humorlos. Ein feines Lächeln umspielt von Zeit zu Zeit seine Lippen, strahlt Selbstsicherheit aus. So folgen ihm die Symphoniker an der kurzen Leine und bescheren dem Publikum im ausverkauften Haus ein wahrlich denkwürdiges Konzert.
Zum Auftakt gibt es Wagners Ouvertüre aus dem Tannhäuser, gespielt mit dem nötigen Bombast und dennoch filigran. Dann betritt Khatia Buniatishvili im silbernen Paillettenkleid die Bühne, ein großer Auftritt der 27-jährigen Georgierin, die 2012 mit dem Echo-Preis als beste Newcomerin ausgezeichnet wurde. Groß ist auch ihre Virtuosität am Flügel, die sie mit dem Zweiten Konzert für Klavier und Orchester (S125) in A-Dur von Franz Liszt eindrucksvoll unter Beweis stellt. Dieses Werk drückt die ganze Tragik des Komponisten aus und bietet Buniatishvili eine grandiose Plattform für ihre atemberaubende Kunst. Dabei ist sie in jeder Phase eingebunden in das Orchester, das Zusammenspiel klappt brillant. Mal scheint sie sich in den Flügel zu versenken, mal darüber zu schweben, die großen Gesten sind jedoch fundiert mit exzellenter Technik untermauert.
Zwei Zugaben ringt das frenetisch applaudierende Publikum der Solistin ab, beim dritten Satz aus der 7. Sonate von Prokofiev fliegen die Finger wie im doppelten Zeitraffer.
Danach gibt es Anton Bruckners 1. Symphonie, ein spektakuläres Werk, an dem der Komponist viele Jahre gefeilt hat, bevor er es 1868 zur Uraufführung brachte. Berührend das Scherzo, triumphal das Finale, eine große Leistung! Mit einer Zugabe zeigen sich die Wiener generös und lassen mit dem Walzer "Künstlerleben" von Johann Strauss II schon mal einen Hauch von Neujahrskonzert-Stimmung durch die Philharmonie wehen. Bravorufe und stehender Applaus belohnen Dirigent und Orchester. DT

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