Klezmer - spannend wie ein Krimi

Wittlich · Das David Orlowsky Trio begeistert in der ausverkauften Wittlicher Synagoge.

 Florian Dohrmann am Kontrabass und David Orlowsky an der Klarinette (von links). TV-Foto: Christoph Strouvelle

Florian Dohrmann am Kontrabass und David Orlowsky an der Klarinette (von links). TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Wittlich Was ist spannender? Ein Tatort-Krimi oder ein Klezmerkonzert? Für den, der das Konzert des David-Orlowsky-Trios in der Wittlicher Synagoge erlebt hat, kann es nur eine Antwort geben: Ein Fernsehkrimi hat wohl keine Chance gegen die spannungsgeladene Musik des deutschen Trios.
Wohl selten gelingt es Musikern, mit ganz wenigen Tönen eine solch knisternde Atmosphäre zu zaubern, die die Besucher in ihren Bann zieht und sich bei allen Stücken wiederfindet, die die drei Musiker anstimmen. Das Gefühl, das die Zuhörer bei jedem Lied unwillkürlich entwickeln, ähnelt dem beim Lesen eines guten Buchs, das man nicht weglegen kann, sondern bei dem der Leser jede Seite verschlingt, weil die spannende Handlung den Leser so fesselt. Genauso packend ist die Klezmermusik des Trios an diesem Abend, mal sanft, dann wieder kraftvoll. Aus den wenigen Tönen entwickelt sich mal eine humorvolle Stimmung, dann eine leichte Lebendigkeit, die dann ganz unvermittelt feurig und mitreißend wird.
Besonders gut zu erleben ist dies an dem Stück Istanbul: Da fesselt Florian Dohrmann die Zuschauer mit einigen wenigen Tönen am Kontrabass, die Jens-Uwe Popp an der Gitarre aufnimmt und fortsetzt, bis Orlowsky aus dieser Spannung heraus an der Klarinette eine wilde Jagd beginnt, der sich die beiden anderen Instrumente anschließen. Die Melodie wechselt immer wieder zwischen laut und leise, schnell und langsam, wird mal furios, dann wieder zart und geheimnisvoll.
Das gefühlvolle Spiel an den drei Instrumenten zieht sich durch das gesamte Konzert, das das Trio den "Klezmer Kings" Naftule Brandwein und Dave Tarras widmet, die sich zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in New York einen Namen als Klezmermusiker gemacht haben. Offensichtlich hatte Hermann Lewen, scheidender Intendant des Mosel Musikfestivals, vor 14 Jahren sein gutes Näschen bewiesen, als er das damals noch unbekannte Trio zum ersten Mal in die Wittlicher Synagoge eingeladen hatte. Stehende Ovationen belohnen das Trio für ein beeindruckendes Konzert.

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