Klingende Bilder aus Italien

BERNKASTEL-WEHLEN. Die Gattung der Kammermusik bekommt ein immer stärkeres Gewicht im Gesamtkonzept der Mosel Festwochen. Beim Konzert des Lotus String Quartets im ehemaligen Kloster Machern zeigte sich, dass mit dieser Musikrichtung durchaus auch ein größeres Publikum angesprochen werden kann.

Es ist gewiss nicht einfach, in einem Musikfestival, von dem die Besucher feste Vorstellungen haben, eine neue Stilrichtung zu etablieren. Hermann Lewen, Intendant der Mosel Festwochen, unternimmt trotzdem seit einiger Zeit diesen Versuch.Neuer Schwerpunkt: Bella Musica

Und der Erfolg scheint ihm recht zu geben. Immer kräftiger wird der musikalische Zweig der Kammermusik am blühenden Baum der beliebten Moselfestspiele. War dieses Genre bisher in erster Linie den kleinen Spielstätten vorbehalten, so schafft Lewen es mehr und mehr, auch den Barocksaal des Klosters Machern mit einer ansehnlichen Zahl von Zuhörern zu füllen. Bedingung dafür sind natürlich Ensembles, die einen hohen Qualitätsanspruch erfüllen. Mit dem Lotus String Quartet befand Lewen sich hier auf der sicheren Seite. Die vier Damen aus dem Land der aufgehenden Sonne haben schon kurz nach ihrer Gründung die kammermusikalische Fachwelt aufhorchen lassen. Es gibt kaum ein europäisches Festival, bei dem die Musikerinnen nicht zu Hause sind. Für sein Konzert an der Mosel verließ das Quartett seinen eigentlich gewohnten Schwerpunkt der deutschen Klassik und des französischen Impressionismus und verlegte sich ganz auf die Bella Musica Italiens. Neben "Crisantemi" von Giacomo Puccini und Hugo Wolfs "Italienische Serenade" gab es zwei musikalische Hauptwerke, mit denen das Ensemble sein Bernkasteler Publikum auf ganzer Linie für sich gewinnen konnte: Ottorino Respighis dritte Suite der antiken Tänze und Lieder für Laute und das Streichquartett e-Moll von Giuseppe Verdi. Es waren aber weniger die einzelnen Kompositionen, mit denen die Musikerinnen technisch nahezu perfekt die Zuhörer für sich einnehmen konnten. Vielmehr war es der Gesamteindruck, den ihr Spiel hinterließ. Nur selten hört man einen so weichen und geschmeidigen Gesamtklang, angefüllt mit Wärme und offensichtlicher Liebe zur Musik. Gleich einem guten Uhrwerk griffen die vier Stimmen ineinander, gaben sich gegenseitig die nötigen Impulse, verwandelten die aufgeschriebenen Noten in dem Ohr und dem geistigen Auge schmeichelnde Farben. Das Ergebnis waren klingende Bilder aus mediterranen Gefilden, perfekt ausbalanciert zwischen anregend und entspannend, die so recht zu einem strahlenden Sommertag an der Mosel passten.

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