Klingende Gemälde und Steinpuzzle

Oberbillig · Arbeiten von Nikola Dimitrov und Pi Ledergerber in der Galerie Contemporanea

 Pi Ledergerber vor einer Steinarbeit. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Pi Ledergerber vor einer Steinarbeit. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Oberbillig Dass Malerei und Musik seelenverwandt sind, ist lange bekannt. Schon Leonardo da Vinci bezeichnete die beiden schönen Künste als Schwestern. Beide strebten sie nach Harmonie, befand das Universalgenie der Renaissance. Wie nah sich Malerei und Musik sind, wird einmal mehr in Nikola Dimitrovs Gemälden offenbar, der derzeit zusammen mit dem Schweizer Bildhauer Pi Ledergerber in der Galerie Contemporanea in Oberbillig ausstellt. Die großformatigen Arbeiten des 1961 in Mettlach geborenen Künstlers sind gemalte Partituren, deren Farben und Linien die Augen hören machen. Die malerische Musikalität rührt fraglos auch daher, dass der bei Saarbrücken und in Köln lebende Künstler von Hause ausgebildeter Pianist ist. Die Tasten hat er inzwischen mit dem Pinsel vertauscht.
Dimitrovs Gemälde anzuschauen, ist wie ein fein komponiertes, beseeltes Musikstück zu hören, in dessen Regelwerk sich eine lebendige, vielfältige Binnenstruktur aus Rhythmus und subtil nuancierten Farbklängen auftut. Es sind Bilder im strahlend gelben Dur oder im nach innen gewandten schwarz-grauen Moll. Auch Dimitrovs Gemälde streben nach Harmonie. Allerdings nach keiner vordergründigen. Was sich in den Arbeiten des dunkelhaarigen Mannes mit dem stillen aufmerksamen Blick als harmonisch darstellt, entsteht offensichtlich aus dem inneren Dialog von Geist und Seele und seinen Widersprüchen. Dimitrovs nachdenkliche Innenschau schafft keine lauten Bilder, in denen volltönend malerisch Rede und Gegenrede erfolgen. Es sind leise feinsinnige Selbstgespräche, die der Maler als Bildlyrik veräußert. Dimitrovs künstlerische Reflexionen verlieren sich nicht. Sie sind planvoll und bleiben dennoch offen, als ein letztlich nie endender Prozess aus suchen, finden und verwerfen. Auch das macht seine Arbeiten nicht nur eindrucksvoll, sondern auch hochaktuell.
Dimitrovs 1951 in Stans geborener Kollege Ledergerber hat sich neben der Bildhauerei auch mit Physik und Philosophie beschäftigt. Seine abstrakten im Material naturbelassenen Skulpturen und ihre geometrische Formgebung erzählen wie ihre strengen Rhythmen und Rasterbildungen vom langen Ringen um das Zusammengehen von Natur und Kultur. Einmal mehr stellt man sich beim Anblick dieser klassisch modernen Arbeiten die Frage, ob es nicht überhaupt die Kultur ist, die natürliche Schönheit erst durch die ordnende Einwirkung des Geistes sichtbar macht. Ledergerber, der mit unterschiedlichem Gestein arbeitet, nutzt gestalterisch die natürlichen Strukturen seines Materials und dessen Ästhetik. Allerdings diszipliniert er sie durch eine strenge Formgebung. Einschnitte, Kleinteiligkeit und Einschnürungen nehmen zudem der gewichtigen Materie augenscheinlich die Schwere. Manche von Ledergerbers Arbeiten wirken wie vielteilige für Veränderung offene Puzzle, deren Teile erst in der richtigen Komposition zum harmonischen Ganzen finden. Die aktuelle Schau des Künstlerduos Dimitrov und Ledergerber gehört fraglos zu den schönsten und schlüssigsten im Programm der Galerie.
Bis 3. Juni, dienstags bis samstags von 15 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung, danach noch bis zum 8. Juli nach Vereinbarung geöffnet. Telefon 06501/12297, <%LINK auto="true" href="http://www.contemporanea.de" text="www.contemporanea.de" class="more"%>

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