Klischeefreier Blick

TRIER. Die Antikenfestspiele 2005 sorgen dieser Tage nicht nur für freundliche Rück-Blicke. Aber eine Doppel-Ausstellung der Fotografischen Gesellschaft und der Fachhochschule im Theater-Foyer zeigt eindrucksvoll, wie viel Kreativität diese Veranstaltung freisetzt.

So mancher Besucher, der des Abends zur "Alten Dame", dem "Fliegenden Holländer" oder dem "Grand Jacques" ins Theater pilgert, bleibt kurz vor dem Treppenhaus überrascht stehen. Von den Foyer-Wänden springen ihm Plakate ins Auge, und in den Treppen-Aufgängen fesseln Fotografien seinen Blick.Gleich zwei Kunst-Projekte begleiteten die Antikenfestspiele im vergangenen Sommer, und die Früchte davon lassen sich im Theater besichtigen. Die Fotografische Gesellschaft Trier schickte mit Monika Dräger, Erwin Klasen und Richard Krings drei ihrer profiliertesten Fotografen, um die Festspiele vor und hinter den Kulissen zu dokumentieren. Und die Kommunikationsdesigner der Fachhochschule Trier unter Leitung von Professorin Anna Bulanda-Pantalacci ließen 17 Studenten Plakate für "Quo vadis" und "Attila" entwerfen.

Studenten werben für den Besuch

Letztere finden sich im Erdgeschoss-Foyer und lassen die Vermutung aufkommen, die Zuschauerresonanz wäre womöglich größer gewesen, hätten die Festspiele auf die studentischen Entwürfe zurückgegriffen und auf die eigenen, eher farblosen Werbemittel verzichtet.

Teils mit abstrahierenden Motiven, teils mit Szenen aus der Produktion werben die Studenten eindrucksvoll, bisweilen auch grell für den Besuch der Aufführungen. Im Mittelpunkt steht dabei häufig die blutige Historie, die sich in den Stücken widerspiegelt - kein Wunder, dass Rot als Farbe dominiert.

Drei durchaus unterschiedliche Sichtweisen der Festspiele sind in den (im kompletten Treppenhaus ausgestellten) Fotografien zu erkennen. Richard Krings konzentriert sich überwiegend auf packende Szenen-Fotos, die wesentlich mehr erkennen lassen, als der Zuschauer auf der Tribüne während der Vorstellungen sehen oder auch nur ahnen kann. Erwin Klasens symbolstarke Schwarz-Weiß-Bilder gehen in eine tiefere Schicht, vermitteln ein Gefühl von der Anstrengung, aber auch von der Würde, die sich mit der Arbeit der Akteure in den antiken Stätten verbindet.

Auf die meiste Neugier dürften die Bilder von Monika Dräger stoßen, zeigen sie doch jene Momente, von denen der normale Besucher gemeinhin ausgeschlossen bleibt: Die Proben, das Schminken, mehr noch - das Verwandeln eines Menschen in eine Rolle.

Da ist manch Überraschendes dabei, aber auch eine Impression von dem Aufwand, der getrieben werden muss, um am Ende dem Publikum eine möglichst perfekte Aufführung bieten zu können.

Unterm Strich ergibt sich bei Plakaten und Fotos ein interessanter Effekt: Sie überhöhen manches, was am Vorstellungsabend weitaus trivialer über die Bühne kommt. Sie werben damit aber auch für einen genaueren, klischeefreien Blick auf eine künstlerische Hochleistung.

Die Ausstellung steht bis März eintrittsfrei während der Öffnungszeiten der Theaterkasse (siehe jeweils auf der TV-Serviceseite) offen. Vorstellungsbesucher können sie im Zuge aller Aufführungen besichtigen.

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