Knatsch hinter den Kulissen

Die Mozart-Wochen Eifel erheben nicht zu Unrecht den Anspruch, ein exklusives Festival zu sein, das Konzerte von hohem Niveau in eine ländliche Region bringt. Hinter den Kulissen aber knirscht es im Gebälk, weil ein Konzert nicht in den Festivalkatalog aufgenommen wurde.

Prüm/Bleialf. Jetzt sind sie also gestartet, die Mozart-Wochen in der Eifel, und das mit gutem Erfolg. Das Eröffnungskonzert war ausverkauft, die Musiker, von den Solisten über den Chor bis zum Orchester waren hoch motiviert (der TV berichtete). Was Georg Mais als Vorsitzender der Südwestdeutschen Mozart-Gesellschaft und künstlerischer Leiter zusammen mit Georg Sternitzke von der Tourist-Info Prümer Land ins Leben gerufen hat, ist eine große kulturelle Bereicherung, wie sie ihresgleichen suchen kann.

Trotzdem fällt in diesem Jahr ein Schatten auf das Festival. Grund hierfür ist die Aufführung des Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart am 23. November in der Bleialfer Pfarrkirche. Dekanatskantor Volker Krebs hat dieses Konzert schon vor Jahresfrist geplant und in seinen Kalender der Bleialfer Kirchenmusik aufgenommen. Frühzeitig hat er sich nach eigenen Angaben auch um eine Integration in den Gesamtkatalog der Mozart-Wochen bemüht, allerdings eine Absage erhalten. Dies verwundert Krebs, "schließlich gehört das Requiem zu einem der ganz zentralen Werke, die Mozart im Bereich der großen Sakralkompositionen hinterlassen hat. Eine Gattung, die bei den Mozart-Wochen 2008 überhaupt nicht vertreten ist. "Der Dekanatskantor hat für das Konzert auch nicht "irgendwelche" Akteure verpflichtet. Sowohl das Mainzer Kammerorchester, dessen Arbeit vom Land und von der Stadt Mainz unterstützt wird, als auch der Chor der Pfarrei St. Martin aus Bad Ems sind renommierte Klangkörper, die ein Konzert auf sehr hohem Niveau erwarten lassen.

"Die Mozart-Wochen Eifel sollen nicht eine Aneinanderreihung von Konzerten sein, die ohnehin in der Region stattfinden, sondern Projekte anbieten, die so auf anderem Wege nicht realisierbar wären", begründet der Mozart-Wochen-Verantwortliche Mais die Ablehnung. Nur so sei "eine gewisse Exklusivität des Festivals gewährleistet". Mais beruft sich dabei auch auf das Mainzer Kultusministerium, das die Mozart-Wochen finanziell unterstützt. Dessen Pressesprecher, Michael Au, meinte auf TV-Anfrage, man freue sich, dass durch die Mozartwochen musikalische Gäste in die Eifel kämen, "die man dort nicht jeden Tag begrüßen kann".

Auswahlkriterien hält Krebs für vorgeschoben



Eine Enttäuschung für den Bleialfer Dekanatskantor Volker Krebs, an der auch die Aussage Mais', die Ablehnung sei keine Abwertung des Konzerts, nichts ändert. Für Krebs wäre die Aufnahme seines Konzertes nicht nur eine Anerkennung seiner kirchenmusikalischen Arbeit gewesen. "Der Rahmen des Festivals hätte für uns natürlich eine gewisse Publikumsgarantie bedeutet und überregional auf das musikalische Angebot in Bleialf aufmerksam gemacht", sagt er. Auch die Auswahlkriterien der Festival-Macher hält Krebs für vorgeschoben: "Die Abende in Wittlich und im Cube 521 in Marnach werden im Rahmen von bestehenden, also ohnehin stattfindenden Konzerten durchgeführt. Ich gönne das den Veranstaltern, muss mich aber schon fragen, warum das dort in die Philosophie des Festivals passt, hier in Bleialf aber nicht."

Meinung

Einer muss entscheiden

Natürlich ist Dekanatskantor Volker Krebs enttäuscht, dass "sein" Requiem nicht Teil der Mozartwochen wurde. Denn eine Aufnahme ins Programm der Reihe, die trotz ihrer erst zweiten Auflage schon als wichtiges Element des regionalen Kulturgeschehens gewertet werden darf, hätte nicht nur Renommee gebracht, sondern auch die Vermarktung leichter gemacht. Zugleich gilt jedoch, dass sich kulturelle Veranstaltungsreihen nicht durch die Menge der unter ihrem Titel subsumierbaren Veranstaltungen auszeichnen sollten, sondern durch stringente inhaltliche Konzepte. Daher kann es aus Sicht des künstlerischen Leiters gute Gründe geben, bestimmten Angeboten eine Absage zu erteilen. Es ist seine Aufgabe auszuwählen und zu gewichten - und das Ergebnis zu verantworten. Das tut Georg Mais auch in der Auseinandersetzung mit Krebs. Er muss entscheiden, was ins Programm passt. Ob er mit seiner Entscheidung gegen Bleialf den Mozartwochen in ihrer regionalen Außenwirkung jedoch einen Gefallen getan hat, darf man bezweifeln. l. ross@volksfreund.de

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