"Kolonialismus gibt es leider immer noch"

Mal ist er ein Klomann, mal ein bayrischer Wüterich - und inzwischen auch er selbst: Der Komiker Dave Davis schlüpft in viele Rollen. Doch nicht nur Klamauk ist dem Künstler mit ugandischer Abstammung wichtig. Mit TV-Redaktionsmitglied Florian Schlecht sprach er vor dem Auftritt in Bad Bertrich am Samstag, 11. Juli, darüber, was ihm in Deutschland nicht passt.

Am 11. Juli steigt Ihr Auftritt in Bad Bertrich. Wissen Sie als Rheinländer überhaupt, wie Sie fahren müssen?Dave Davis: Nein, meine Dschungelinstinkte sind aufgrund meiner Zwangskultivierung leider verkümmert. Aber zum Glück habe ich das Navigationsgerät - die Frauenstimme, die einem jeden Weg verrät. Sie treten mit dem Programm "Afrodisiaka" auf. Das klingt ein wenig verrucht.Davis: Na ja. Ich bin halt ein Meister der Wortverdrehung (lacht). Eher geht es darum zu zeigen, dass Politik wieder sexy wird. Sonst bekommt der Wähler irgendwann Elektionsprobleme. Welche Botschaft steckt noch in Ihrem Auftritt?Davis: Ich erzähle den Menschen, was im Leben wirklich wichtig ist. Und das sind nicht die Wirtschaft und das Konsumieren. Geht es um das Glück, sind die Afrikaner genauso glücklich wie die Menschen in der sogenannten Ersten Welt. Wie in Deutschland. Trotz unseres Reichtums, trotz der besseren medizinischen Versorgung. Wie erklären Sie sich das?Davis: Wir müssen uns wieder mehr auf unsere Wurzeln besinnen. Also: Zurück zum Afrikaner! In jedem von uns steckt der Dschungel. Darauf gehe ich in Bad Bertrich ein. Ich verspreche: Jeder Mensch, der mit 50, 70 oder 100 Prozent Lebensfreude zu der Vorstellung kommt, wird hinterher glücklich den Raum verlassen. Einen Unterschied gibt es bei Ihren Auftritten: Auf der Bühne stehen Sie nun nicht mehr ausschließlich als der Klomann Motombo Umbokko - sondern als Dave Davis. Warum?Davis: Weil ich auf der Bühne mehrere Rolle spielen will. Wie Hape Kerkeling. Er tritt mal als Horst Schlemmer auf, als Königin Beatrix - und mal als Hape Kerkeling. So verkörpere ich auch unterschiedliche Figuren. Und auch weiterhin die von Motombo Umbokko. Schlägt nicht genau jetzt genau die Stunde von Motombo? Immer mehr Flüchtlinge fliehen nach Europa, immer mehr Regierungen verschärfen ihre Asylgesetze.Davis: Das wird er auch thematisieren und über die Konsequenzen sprechen. Und darüber, dass es Kolonialismus leider immer noch gibt - wenn auch in einer anderen Form der Darstellung. Woran machen Sie das fest?Davis: Unser hoher Lebensstandard geht nur, wenn andere darunter immens leiden müssen. Das sieht man daran, wenn man sich ein iPhone kaufen möchte. Da kostet die Produktion 100 Euro - und das Ding wird für 600 Euro auf den Markt geworfen. Oder wir kaufen Klamotten für einen Preis, der ein Witz ist. Und die Leute, die diese herstellen, werden noch schlecht behandelt. Wenn wir vom fairen Handel sprechen, ist der nur für eine Seite fair - für uns. Ich denke, es müsste doch auch sehr gut möglich sein, dass es allen gut geht, wenn wir auf eine gerechte Verteilung achten. Wie kommen Sie eigentlich auf die Figuren, die Sie verkörpern?Davis: Ich entnehme sie - wenn auch überspitzt - dem Alltag. Manchmal entstehen sie aus bestimmten politischen Zusammenhängen. Auf den bayrischen Grantler Gustl Weißmüller bin ich in den Zeiten von Thilo Sarrazzin gekommen. Weißmüller ist auch ein Typ, der seine eigene Welt erklärt. Davon, ein Comedian zu sein, waren Sie früher meilenweit entfernt. Sie haben eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann absolviert. Wie kam es dazu?Davis: Ich habe etwas gesucht, womit ich meinen Auszug von zu Hause finanzieren kann. Erst dachte ich an Maurer - aber die Afrikaner haben schon genug körperlich gearbeitet. Dann habe ich geguckt, wo ich das meiste Geld verdienen kann. Und das war eben als Versicherungskaufmann. Warum sind Sie später in die Unterhaltungsbranche gewechselt?Davis: Irgendwann habe ich eine Liste geschrieben mit zehn verrückten Dingen, die ich in meinem Leben unbedingt mal machen will, bevor ich sterbe. Eine davon war, mein komödiantisches Talent auszutesten. Das hat geklappt. Und jetzt werde ich interviewt (lacht).Karten für Dave Davis gewinnen: Der TV verlost dreimal zwei Karten für den Auftritt von Dave Davis in Bad Bertrich am Samstag, 11. Juli, 20 Uhr. Einfach per Telefon unter 01379/375006oder online mitmachen unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/danke" class="more" text="www.volksfreund.de/danke"%> und als Lösungswort "Davis" angeben (ein Anruf aus dem dt. Festnetz kostet 50 Cent, abweichende Preise aus dem Mobilfunk möglich). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmeschluss ist Mittwoch, 8. Juli, 24 Uhr.Extra

Dave Davis wurde am 30. Januar 1973 in Köln geboren und ist ugandischer Abstammung. Der Künstler trat schon in Fernsehsendungen wie "Verstehen Sie Spaß?", "TV Total" oder "Beckmann" auf. Mit seinem Programm "Afrodisiaka" will er die Besucher in Bad Bertrich am Samstag, 11. Juli, 20 Uhr, unterhalten. Fragen, die Davis dabei erörtern möchte: War Angela Merkels Beckenbruch wirklich ein Ski-Unfall, oder hatte auch da François Hollande seine Finger im Spiel? Sind wir Deutschen konservativ, oder ist Homophobie schon längst total schwul? Der Comedypreisträger 2010 schlüpft dabei in verschiedene Rollen. flor

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