Kräftiger Anschlag deckt Feinheiten zu

Mit technisch großem Können, aber musikalisch nur bedingt zufriedenstellend agierten der Pianist Christoph Soldan, der Geiger Janos Scseghy und die "Camerata Europeana Stuttgart" in der Wittlicher Synagoge. Veranstalter des gut besuchten Konzertes war der Musikkreis Stadt Wittlich.

 Gut besucht war das Konzert des Wittlicher Musikkreises, bei dem auch die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi erklangen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Gut besucht war das Konzert des Wittlicher Musikkreises, bei dem auch die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi erklangen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wittlich. Im Jahre 2003 verstarb die Geigerin Lola Bobesco, die unter anderem in den 70er Jahren mit einer Einspielung der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi großes Aufsehen erregte. Ihr zur Seite stand das weltberühmte Ensemble "I musici di Roma". An diese Interpretation wurde man erinnert, als die "Camerata Europeana Stuttgart" in der Wittlicher Synagoge diese vier der insgesamt zwölf Violinkonzerte, Opus 8, des italienischen Meisters interpretierten. Mit schwerem und breitem Klang ließen das Ensemble und Janos Ecseghy als Solist die Musik erklingen, mit der Vivaldi vier, wahrscheinlich selbst verfasste Sonette über den Jahreslauf vertont hat. Äußerst virtuos gingen sie den Notentext an, fast schon halsbrecherisch, das technische Können bildete den Mittelpunkt des Geschehens. Wenn man über einige nicht zu überhörende Intonationsprobleme hinwegsieht, war dies auch recht beeindruckend. Aber es stellte sich die Frage nach der Musik. Dass die Feier der Dorfleute im Herbst ein wenig derb und erdverbunden dargestellt wurde, war durchaus nachvollziehbar. Gilt das aber auch für das süße Rauschen einer sanften Quelle? Für den Tanz von zarten Elfen im Frühling? Hier fehlte das Leichte, das Beschwingte. Gleiches galt auch schon vorher für das Konzert für Cembalo und Orchester in f-Moll, BWV 1056, von Johann Sebastian Bach und für das Klavierkonzert Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, bei denen Christoph Soldan den Solopart und das Dirigat übernommen hatte. Im Programm war vermeldet, dass ein zartes Cembalo modernen Streichern kein Paroli bieten könne, weshalb die 15 Cembalokonzerte heute auf dem Klavier gespielt werden. Wenn man aber, so wie Soldan, mit kräftigem Anschlag und ausgiebigem Pedalgebrauch diesem kammermusikalischen Werk zu Leibe rückt, muss die sensible Kontrapunktik und die vielfältige Polyphonie auf der Strecke bleiben. Dies galt nicht nur für Bach, sondern auch für Mozarts KV 449, das er im Auftrag seiner Schülerin Babette Ployer verfasste. Genau wie Ecseghy gab Soldan technisch eine reife Vorstellung. Die Kraft aber, mit der er und das eigentlich recht kleine Ensemble agierte, deckte viele Feinheiten der Musik zu.

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