Krieg ist keine Lösung

WITTLICH. (mai) Rund 30 Jahre nach dem Tod von Holger Meins in Wittlich kam nach der Filmvorführung von "Starbuck Holger Meins" erstmals eine Diskussion über den RAF-Terroristen in der Stadt zu Stande.

 Stieß bei Recherchen in Wittlich auf eine Wand des Schweigens: Regisseur Gerd Conradt.Foto: Christine Catrein

Stieß bei Recherchen in Wittlich auf eine Wand des Schweigens: Regisseur Gerd Conradt.Foto: Christine Catrein

Ursprünglichwollte Gerd Conradt, dass sein Film "Starbuck Holger Meins" inWittlich Premiere hat. Daraus wurde nichts; der Film kam erstetwa ein Jahr nach Erscheinen ins dortige Kino. Eine echtePremiere war es dennoch: Conradt gelang es, die erste großeDiskussion über den RAF-Terroristen an dessen Todesort anzuregen. Am 9. November 1974 war Meins nach 58 Tagen Hungerstreik im Wittlicher Gefängnis gestorben.

Bislang wurde das Thema in der Stadt in der Regel totgeschwiegen. Nun waren mehr als 100 Menschen gekommen, um mit dem Regisseur über seinen Film und das gleichnamige Buch zu diskutieren.

"Ich komme nicht als Rächer. Mich interessiert die menschliche Seite dessen, was passiert ist", sagte Gerd Conradt. In seinem Film versucht Conradt, Antworten zu finden auf die Frage: Was für ein Mensch war Holger Meins? Dazu lässt er viele Zeitgenossen zu Wort kommen - den Vater, ehemalige Mitstudenten an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, Dozenten wie Michael Ballhaus, die RAF-Terroristin Margrit Schiller.

In Wittlich traf Conradt bislang vor allem auf Schweigen, wenn er nach Meins fragte - sowohl bei den Justizvollzugsbeamten, die mit dem Terroristen zu tun hatten, als auch beim behandelnden Arzt. Die Kinobesucher waren da gesprächiger. Sie wollten mehr wissen über die Todesumstände von Holger Meins und seine Entwicklung vom christlichen Pfadfinder zum ideologisch verengten Terroristen.

Sie ließen sich aber auch ein auf die Frage, was man heute mit diesem turbulenten Abschnitt deutscher Geschichte anfangen kann. Conradt, der mit Meins studiert hatte und mit ihm befreundet war, formulierte es so: "Es gibt immer wieder Gruppen, die versuchen, etwas außerhalb der Gesellschaft zu machen. Eigentlich müsste man denen dankbar sein, da sie einem helfen, die eigene Position zu finden." So habe die "Rote Armee Fraktion" gezeigt, dass Gewalt und Krieg keine Mittel seien, Probleme zu lösen. Friedliche Wege zu gehen, zuzuhören, sich auseinander zu setzen sei viel aufregender, wenn auch mühsamer.

Aufgrund der großen Resonanz soll der Film in Wittlich noch einmal gezeigt werden. Für Aschermittwoch, 5. März, ist eine weitere Abendveranstaltung geplant; es soll - je nach Interesse - auch Schulvorführungen geben.

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